Wednesday, July 26, 2006

Vielen Dank für die Blumen

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Vielen Dank für die Blumen
Liz hatte Henry noch nie mit ihrer Mutter sprechen hören, doch sie hatte angenommen, dass er seiner Arbeitgeberin gegenüber respektvoller auftreten würde. Sie hatte sich geirrt.

“Henry, mal abgesehen von dem Schock, den sie mir durch das Verschweigen ihrer Herkunft versetzt haben, haben Sie heute Abend alles richtig gemacht. Ich bin beinahe froh, dass Philippe das Menü sabotiert hat. Ihre Kreationen waren wundervoll.”

“Vielen Dank für die Blumen. Ich hatte ja ein wenig Sorge, dass diese Runde zu spießig ist für meine Ideen, aber da lag ich wohl mal falsch. Ich bin jedenfalls froh, dass ich den Abend retten konnte. Und nehmen Sie’s mir nicht krumm, dass ich in meinem Lebenslauf nicht erwähnt habe, dass ich ein verdammter Baron bin. Viele Hausherren und -herrinen kommen nicht klar damit, wenn das Küchenpersonal von edlerem Geschlecht ist als sie selbst.”

“Henry, reiß dich zusammen. Wie redest du denn mit Madame XYZ?”

Die Empörung von Henry’s Mutter wurde durch ihren französischen Akzent noch verstärkt. Sie sah Henry mit strengem Blick an - allerdings hatte sie schon den ganzen Abend diesen strengen Ausdruck im Gesicht. Liz würde Henry fragen, ob seine Mutter immer so streng vor sich hin blickte, wenn sie wieder alleine wären.

“Maman, Mme XYZ ist meine Flapsigkeit gewöhnt. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn du mich wie ein kleines Kind behandelst. Ich entscheide selbst, ob mein Benehmen angemessen ist oder nicht.”

“Mme de Bourbon, Ihr Sohn mag ein wenig forsch sein im Ton, doch ich hatte an seinem Benehmen nie etwas auszusetzten. Im Gegenteil, ich habe oft gedacht, dass ich selten einen Koch mit so guten Manieren gesehen habe. Vor dem Hintergrund seiner Herkunft ist das natürlich kein Wunder, aber ich hatte ja keine Ahnung.”

“Non, mit hat er auch nicht erzählt, bei wem er angestellt ist. Er hat nur gesagt, dass er derzeit privat kocht.”

“Sagen Sie, Henry, planen Sie, ein eigenes Restaurant aufzumachen?”

“Wollen Sie mich loswerden? Dann war ich ja heute Abend vielleicht doch nicht so gut.”

“Henry, s’il te plaît, pour moi ...”

Henry rollte die Augen und grinste Liz an. Liz schüttelte ganz leicht den Kopf. Henry war unmöglich, aber ihre Mutter schien sein Benehmen zu mögen.

11:07 AM  

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