Gerüche und Erinnerungen Wenn Henry für Liz kochte, dann gab es Gericht mir vielen Kräutern und Gewürzen. Meist waren es einfache Zutaten, die er durch den Einsatz der aromatischen Beisätze zu außergewöhnlichen Mahlzeiten machte. Sie saßen und aßen dann auf Henry’s Balkon. Er wohnte in einer winzigen Wohnung etwa 15 Minuten vom Haus ihrer Eltern entfernt. Der Balkon war, im Gegensatz zur Wohnung, riesig und Henry bezeichnete ihn als sein Außenzimmer. Auf der östlichen Seite des Balkons hatte er einen Kräutergarten angelegt, und zwar so, dass alle Kräuter die für sich angenehme Dosis Sonne abbekamen. Der Basilikum war ganz unten an der Ecke angesiedelt, damit er auch noch Sonne abbekam, wenn sie im Süden stand. Auch andere Kräuter wuchsen in der sonnenverwöhnten Ecke, die Liz mit italienischem Essen assozierte.
Liz saß am liebsten in der Basilikumecke. Die Kräuter dufteten nach Italienurlaub. Sie war als Kind nur einmal in Italien gewesen, als ihre Eltern sie mit ihrer Kinderfrau wegschickten. Sie bezahlten der Kinderfrau die Unterkunft im Luxushotel dafür, dass sie ihre Tochter mitnahm. Das war der beste Sommerurlaub ihrer Kindheit gewesen; die Urlaub mir ihren Eltern waren grauenvoll.
“Was hat es mit Gerüchen und Erinnerungen auf sich?”, fragte Liz eines Abends, als Henry ihr Pizza mit frischen Tomaten, Pilzen und Mozzarella servierte und frisch gehackten Basilikum darüber streute.
“Jedesmal, wenn ich hier sitze, habe ich verschwommene Bilder vor Augen von dem Urlaub mit meinem Kindermädchen, als ich 6 Jahre alt war. Daran hatte ich seit Jahren nicht mehr gedacht, aber der Duft der Kräuter hier reagiert mit meinem Gedächtnis, das längst vergessene Erinnerungen wieder in mein Bewusstsein zurück holt.”
“Meine Großmutter hat mir beigebracht, mich nicht so sehr auf meine Augen, sondern auf meine Nase zu verlassen. Denn die Optik kann täuschen, aber wenn du etwas nicht riechen magst, dann solltest du die Finger davon lassen. Das selbe gilt für’s kochen - wenn zwei Zutaten nicht gut zusammen riechen, schmecken sie auch nicht zusammen. Und man kann nicht nur mit der Nase entscheiden, man kann sich wohl auch mit ihrer Hilfe erinnern. Lavendel erinnert mich an meine Großmutter, weil sie Lavendelsträucher um ihr Haus herum gepflanzt hatte.”
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Gerüche und Erinnerungen
Wenn Henry für Liz kochte, dann gab es Gericht mir vielen Kräutern und Gewürzen. Meist waren es einfache Zutaten, die er durch den Einsatz der aromatischen Beisätze zu außergewöhnlichen Mahlzeiten machte. Sie saßen und aßen dann auf Henry’s Balkon. Er wohnte in einer winzigen Wohnung etwa 15 Minuten vom Haus ihrer Eltern entfernt. Der Balkon war, im Gegensatz zur Wohnung, riesig und Henry bezeichnete ihn als sein Außenzimmer. Auf der östlichen Seite des Balkons hatte er einen Kräutergarten angelegt, und zwar so, dass alle Kräuter die für sich angenehme Dosis Sonne abbekamen. Der Basilikum war ganz unten an der Ecke angesiedelt, damit er auch noch Sonne abbekam, wenn sie im Süden stand. Auch andere Kräuter wuchsen in der sonnenverwöhnten Ecke, die Liz mit italienischem Essen assozierte.
Liz saß am liebsten in der Basilikumecke. Die Kräuter dufteten nach Italienurlaub. Sie war als Kind nur einmal in Italien gewesen, als ihre Eltern sie mit ihrer Kinderfrau wegschickten. Sie bezahlten der Kinderfrau die Unterkunft im Luxushotel dafür, dass sie ihre Tochter mitnahm. Das war der beste Sommerurlaub ihrer Kindheit gewesen; die Urlaub mir ihren Eltern waren grauenvoll.
“Was hat es mit Gerüchen und Erinnerungen auf sich?”, fragte Liz eines Abends, als Henry ihr Pizza mit frischen Tomaten, Pilzen und Mozzarella servierte und frisch gehackten Basilikum darüber streute.
“Jedesmal, wenn ich hier sitze, habe ich verschwommene Bilder vor Augen von dem Urlaub mit meinem Kindermädchen, als ich 6 Jahre alt war. Daran hatte ich seit Jahren nicht mehr gedacht, aber der Duft der Kräuter hier reagiert mit meinem Gedächtnis, das längst vergessene Erinnerungen wieder in mein Bewusstsein zurück holt.”
“Meine Großmutter hat mir beigebracht, mich nicht so sehr auf meine Augen, sondern auf meine Nase zu verlassen. Denn die Optik kann täuschen, aber wenn du etwas nicht riechen magst, dann solltest du die Finger davon lassen. Das selbe gilt für’s kochen - wenn zwei Zutaten nicht gut zusammen riechen, schmecken sie auch nicht zusammen. Und man kann nicht nur mit der Nase entscheiden, man kann sich wohl auch mit ihrer Hilfe erinnern. Lavendel erinnert mich an meine Großmutter, weil sie Lavendelsträucher um ihr Haus herum gepflanzt hatte.”
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