Thursday, July 13, 2006

Sommerloch

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Sommerloch
Es lag wohl am Sommerloch, dass ihr Verschwinden es auf Seite 1 der Lokalzeitung lag. Er würde den Artikel aufheben, damit sie selbst sehen konnte, was sie mit ihrer Flucht angerichtet hatte. Ihre Mutter war nicht besorgt, sondern wütend. Jemand von den Dienstangestellten hatte der Zeitung verraten, dass sie sich andauernd mit ihrer Mutter gestritten hatte, seitdem sie beschlossen hatte, Vegetarierin zu werden. Da das gesamte Dienstpersonal gesehen hatte, wie gut sie sich mit ihm verstand, würde er nicht herausfinden, wer geplaudert hatte. Die anderen hatten Angst davor, dass er sie wiederum an ihre Arbeitgeber verraten würde. Das war natürlich Schwachsinn, das hätte ihnen klar sein müssen. Sie stand ja auch nicht auf der Seite ihrer Eltern, warum sollte er sich also auf deren Seite schlagen.

Ihre Mutter wusste nicht, wieviel Zeit er mit ihr verbracht hatte in den vergangenen Wochen. Es waren gute Wochen. Sie lernte schnell, und als sie einmal eingesehen hatte, dass er als Koch Ahnung von Dingen hatte, von denen sie nicht einmal wusste, hatte sie nicht mehr zu ihm herabgesehen. Er war oft respektlos ihr gegenüber, doch das schien ihr zu gefallen. Sie erzählte ihm von ihrem Leben und wunderte sich dabei oft, dass er sie so gut verstand. Sie dachte, das läge daran, dass er in einem Nobelrestaurant gelernt hatte. An dem Abend, an dem sie mit seiner Unterstützung die richtigen Weine aus dem Weinkeller zusammenklaute, die das Menü, das sie entworfen und gekocht hatte, perfekt begleiten würden, und sie zu zweit drei Flaschen leerten, an jenem Abend erzählte er ihr, wie sein richtiger Name lautete. Sie glaubte ihm erst, als er ihr seinen Ausweis zeigte.

11:54 PM  

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