Wednesday, July 05, 2006

Abwärts

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Abwärts
Wenn du dann fällst, kommt es dir vor, als würde der Fall ewig dauern. Es geht nur noch abwärts, weiter und weiter runter, und du wünschst dir fast, dass du endlich unten aufschlägst. Im Moment des Aufschlags merkst du gar nichts. Du prallst auf, keine Schmerzen, keine Erleichterung. Erst wenn du ein zwei Sekunden liegst, kommt dein Hirn auch an, merkt, was los ist. Merkst, dass du aufgeschlagen bist, wo du aufgeschlagen bist, dass Aufschlagen auch nicht besser ist als Fallen. Im Gegenteil, Aufschlagen tut weh.

Je tiefer der Fall war, desto länger brauchst du, um dich überhaupt aufzurichten. Nach einem kurzen Fall stehst du schnell wieder auf den Füßen, vielleicht so schnell, dass keiner merkt, dass du gefallen bist. Aber wenn es ein langer Fall war, einer, der dich unterwegs den Aufprall herbeisehnen lässt, dann scheint Bewegung unmöglich. Allein den Kopf zu heben kostet mehr Kraft, als ein einzelner Mensch aufbringen kann. Wenn du dich doch wieder hoch kämpfst, dann nur, weil liegenbleiben, da unten im Dreck, auf den Steinen oder den Scherben, genauso anstrengend ist. Es tut sowieso weh, dann doch lieber, weil du es so willst. Weil du dich wieder hoch arbeitest, Stückchen um Stückchen. Jeden Zentimeter, denn du hochkommst, wirst du beim nächsten Mal tiefer fallen. Beim zweiten Mal weißt du, wie es sich anfühlt zu fallen, aufzuschlagen und zurückzukommen. Doch vielleicht, wenn du Glück hast, dann gibt’s kein nächstes Mal. Dann bist du einer von denen, die beneidet werden von den anderen, für die es nur aufwärts geht, damit’s schnell wieder abwärts geht. Eigentlich kannst du fast nicht gewinnen, aber wenn du liegenbleibst, dann hast du schon verloren.

3:17 PM  

Post a Comment

<< Home