Leute sind seltsam
posted by sonyca at 12:13 AM
Sunday, July 02, 2006
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Leute sind seltsam
Eine merkwürdige Mischung war das, die sich im Ballsaal versammelt hatte. Geschäftsleute, B-Prominenz und andere Societymenschen, die dafür in die Zeitung kamen, weil sie auf allen Parties tanzten. Wie jeden ersten Samstag im Monat traf sich die Gesellschaft im Haus ihrer Eltern. Sie begriff nicht, was sie dazu trieb. Sie musste jedesmal wieder dabei sein, und sie nutzte die Zeit, in der sie noch von ihrer Mutter bewacht wurde, um den Reiz der Veranstaltungen für die Gäste auszumachen.
“Leute sind seltsam”, dachte sie, als sie die Gäste betrachtete, die den Ballsall füllten.
Ballsaal, das war die Bezeichnung, mit der ihre Mutter diesen Raum bezeichnete. Es war nicht wirklich ein Ballsaal, nur ein Wohnzimmer für Größenwahnsinnige. Aber das waren ihre Eltern ja. Ihr Vater hatte früh die Firma seines Vaters übernommen und sie in ein weltweites Unternehmen verwandelt. Es war sein Verdienst, dass all die Geschäftsleute die Einladung zu den Cocktail-Parties Monat um Monat wahrnahmen. Viele seiner Geschäftspartner waren unter den Gästen, die zum Teil wiederum ihre Geschäftspartner mitbrachten. Ihr Vater knüpfte bei jeder Party neue Kontakte, deshalb sagte er, er könne schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf die Empfänge verzichten.
Ihre Mutter hatte auch eine Mission. Sie konnte nicht mit ansehen, wie eine Tochter nach der anderen ihrer Societyfreundinnen heirateten, nurdie Hochzeit ihrer eigene Tochter schimmerte noch nicht einmal verheißungsvoll am Horizont. Deshalb hatte sie nur ein Ziel: das Kind musste unter die Haube, und zwar schnell. Aber es kam natürlich nur ein wohlhabender, gesellschaftlich akzeptabler Kandidat in Frage. All die jungen Unternehmer, Anwälte und Investmentbänkern in ihren Boss-Anzügen waren nur ihretwegen eingeladen worden. Dumm nur, dass sie nicht vor hatten, mit einem dieser Langeweiler den Rest ihres Lebens zu vergeuden.
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