Yuppie Sie hatte ihre Meinung schon geformt, bevor ihre Mutter Liz ihren Gesprächspartner vorgestellen konnte.
“Typischer Yuppie”, dachte sie, “da soll noch einer sagen, die gab es nur in den 80ern.”
Trotzdem lächelte sie höflich und ertrug dreieinhalb Minuten Small Talk. In diesen dreieinhalb Minuten nickte sie interessiert, sagte inhaltslose Floskeln und gab ihrer Mutter damit keinen Anlass, sie am nächsten Morgen für ihr schlechtes Benehmen zu tadeln. Nein, für schlechtes Benehmen war sie langsam zu alt. Sie wollte nicht länger Energie verschwenden für ihre kleinen Rebellionen, die am Ende doch nichts weiter blieben als pathetische Gesten eines rotzlöffligen Teenagers. Und sie war kein Teenager mehr. Sie war aber immer noch eine Rebellin, viel mehr sogar als früher. Denn früher war ihr Protest nicht intelektuell gesteuert, sondern Protest um des Protests willen. Sie hatte nie nachgedacht, ihre Aktionen waren immer spontan aus dem Augenblick heraus entstanden. Was immer es gewesen war, das ihre Mutter in einem Augenblick am meisten in Rage bringen würde, das war es gewesen, was sie tat. Wenn sie sich heute noch so verhalten würde, würde ihre Mutter ihr vorwerfen, sie sei unreif, sie verhalte sich wie ein Kind. Sie hätte recht damit.
Liz wollte diejenige sein, die Recht hatte. Sie glaubte fest daran, dass das Leben, dass ihre Mutter für sie vorgesehen hatte, sie zutiefst unglücklich machen würde. Sie würde sich in die nächstbeste Abhängigkeit flüchten, wenn sie so leben müsste, damit sie nicht dabei sein würde, wenn ihr Leben vor sich hinplätscherte.
Deshalb tat Liz nach außen hin so, als würde sie sich endlich dem Willen ihrer Mutter unterwerfen. Die Partyrolle hatte sie so oft gespielt, dass sie sie perfekt beherrschte. Sie konnte Small Talk halten und in Gedanken weiter an ihrem Plan arbeiten.
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Yuppie
Sie hatte ihre Meinung schon geformt, bevor ihre Mutter Liz ihren Gesprächspartner vorgestellen konnte.
“Typischer Yuppie”, dachte sie, “da soll noch einer sagen, die gab es nur in den 80ern.”
Trotzdem lächelte sie höflich und ertrug dreieinhalb Minuten Small Talk. In diesen dreieinhalb Minuten nickte sie interessiert, sagte inhaltslose Floskeln und gab ihrer Mutter damit keinen Anlass, sie am nächsten Morgen für ihr schlechtes Benehmen zu tadeln. Nein, für schlechtes Benehmen war sie langsam zu alt. Sie wollte nicht länger Energie verschwenden für ihre kleinen Rebellionen, die am Ende doch nichts weiter blieben als pathetische Gesten eines rotzlöffligen Teenagers. Und sie war kein Teenager mehr. Sie war aber immer noch eine Rebellin, viel mehr sogar als früher. Denn früher war ihr Protest nicht intelektuell gesteuert, sondern Protest um des Protests willen. Sie hatte nie nachgedacht, ihre Aktionen waren immer spontan aus dem Augenblick heraus entstanden. Was immer es gewesen war, das ihre Mutter in einem Augenblick am meisten in Rage bringen würde, das war es gewesen, was sie tat. Wenn sie sich heute noch so verhalten würde, würde ihre Mutter ihr vorwerfen, sie sei unreif, sie verhalte sich wie ein Kind. Sie hätte recht damit.
Liz wollte diejenige sein, die Recht hatte. Sie glaubte fest daran, dass das Leben, dass ihre Mutter für sie vorgesehen hatte, sie zutiefst unglücklich machen würde. Sie würde sich in die nächstbeste Abhängigkeit flüchten, wenn sie so leben müsste, damit sie nicht dabei sein würde, wenn ihr Leben vor sich hinplätscherte.
Deshalb tat Liz nach außen hin so, als würde sie sich endlich dem Willen ihrer Mutter unterwerfen. Die Partyrolle hatte sie so oft gespielt, dass sie sie perfekt beherrschte. Sie konnte Small Talk halten und in Gedanken weiter an ihrem Plan arbeiten.
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