Saturday, July 22, 2006

Mein Name ist ...

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Mein Name ist ...
Henry blickte zum ersten Mal in ihre Augen, seitdem er sein Geständnis begonnen hatte. Liz blickte zurück und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie war wütend auf ihn, aber hauptsächlich deswegen, weil er die Lage so treffend eingeschätzt hatte. Hätte Liz am Anfang gewusst, dass Henry einer Adelsfamilie entstammte, hätte sie bestimmt nicht so viel Zeit mit ihm verbracht. Und hätte sie nicht so viel Zeit mit ihm verbracht, hätte sie sich nicht in ihn verliebt.

Dass sie sich in Henry verliebt hatte, das wurde ihr erst in diesem Moment klar. Die vergangenen Wochen der heimlichen Treffen außerhalb der Küche ihrer Eltern waren die besten ihres Lebens gewesen, besser sogar als die Studienzeit in Oxford, und sie wäre ja dumm, wenn sie den Grund dafür aus ihrem Leben vertreiben würde, nur weil er doch besserer Herkunft war als angenommen.

“Mein Name ist Henry Frederic Louis de Bourbon, und einige meiner Vorfahren haben während der Revolution ihren Kopf gelassen. Andere sind geflohen und haben nicht nur ihren Kopf, sondern auch große Teile ihres Besitzes behalten.”

“Henry Frederic Louis de Bourbon? Französisches Königshaus? Was machst du dann in unserer Küche?”

“Eines der Dinge, die ich am liebsten mache. Kochen.”

“Was sagen deine Eltern dazu? Wusste meine Mutter, aus welchem Haus du stammst?”

Aus welchem Haus du stammst - Liz hörte sich schon an wie ihre Mutter.

“Warum, glaubst du, ist die Beziehung mit meinen Eltern so problematisch? Warum muss ich mir nichts anhören als Vorwürfe, seitdem mich meine Mutter heute mittag begrüßt hat. Und deine Mutter hat keine Ahnung, wer ich bin. Und offenbar hat sie mich noch nie richtig angesehen, denn sie hat mich nicht erkannt. Sie hat mir sogar erzählt, dass ihr Koch auch Henry heißt.”

Liz zuckte zusammen, als sie sich die Situation vorstellte. Zum Glück hatte sie das nicht mitansehen müssen, sie hätte Henry danach nicht mehr ansehen können, weil sie sich so geschämt hätte für ihre Mutter. Liz mochte sich gar nicht vorstellen, wie sie erst reagieren würde, wenn sie herausfände, dass sie seit Monaten den perfekten Schwiegersohn in ihrer Küche beschäftigte. Ob er dann immer noch so perfekt wäre?

“Tut mir leid, dass ich so oberflächlich war. Manchmal benehme ich mich wie meine Mutter, erschreckend.”

4:57 PM  

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