Kein Problem mit Alkohol “Sissi? Sissi, Kind, bist du das?”
Ich hole tief Luft für meine übliche Antwort, noch bevor ich die Haustür geschlossen habe. Doch dann überlege ich es mir anders. Ich kann sagen, was ich will, ich werde immer die Sissi meiner Mutter sein, und es ist ihr Lebensziel, meine Franz für mich zu finden. Dagegen kann ich ankämpfen, oder ich akzeptiere es einfach und mache, was ich will, wenn meine Mutter nicht hinsieht. Und das tut sie selten. In letzter Zeit sind sogar ihre berüchtigten Parties selten geworden. Ich habe eine Ahnung, woran das liegen könnte, doch ich verdränge jeden Gedanken an meinen Vater und seine außerehelichen Aktivitäten. Mein Wochenende war zu gut, als dass ich mir es auf dem letzten Meter noch vermiesen lassen würde.
Ich stelle meine Tasche auf die Treppe und mache mich auf die Suche nach meiner Mutter. Das Licht im Esszimmer ist aus, aber ich sehe dort trotzdem zuerst nach, denn es hat sich angehört, als käme die Stimme meine Mutter aus dem Zimmer. Und sie sitzt tatsächlich dort am Fenster und sieht die Einfahrt entlang. Ich hätte sie erst fast übersehen, nur der Geruch nach Sherry hat mich genauer hinsehen lassen, und dann konnte ich ihre Umrisse ausmachen. Meine Pläne, mir die Laune nicht verderben zu lassen, erfahren einen herben Rückschlag.
“Mama, was machst du hier im dunkeln Zimmer?”
“Sitzen, aus dem Fenster schauen, ein Glas Sherry trinken.”
Ein Glas Sherry? Die Stimme meiner Mutter ist schwer, sie redet langsam und trotzdem hört es sich an, als hingen die Worte zwischen den Kommas alle aneinander. Sie dreht sich zu mir herum und schwankt dabei gefährlich. Ich eile zu ihr, damit sie nicht auch noch vom Stuhl fällt. Ich nehme ihr die Sherryflasche ab, bevor sie ihr Glas wieder auffüllen kann.
“Willst du auch ein Glas?”, lallt sie.
“Nein, Mutter, ich nehme dir die Flasche ab. Du hattest mehr als genug.”
Ich versuche, streng und entschlossen zu klingen, aber meine Stimme zittert. Sie ist aber so betrunken, dass ihr das entgeht. Sie verzieht ihr Gesicht wie ein Kind, das gerade zum Zimmer aufräumen verdonnert worden ist.
“Gib sie mir zurück, du hast mir gar nichts zu befehlen. Ich bin deine Mutter.”
“Stimmt, und du bist betrunken. Ganz schön betrunken. Komm her, ich bring dich ins Bett, dann mache ich dir einen Lindenblütentee und bringe dir eine handvoll Aspirin, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst. Komm hoch, sei nicht so bockig.”
“Elisabeth, wie redest du mit deiner Mutter? Ich habe kein Problem mit Alkohol, ich weiß genau, was ich vertrage, und ich bin nicht betrunken.”
“Dass du ein Problem hättest, habe ich nie behauptet, und ich hoffe, ich finde dich nicht öfter hier im Dunkeln mit einer fast leeren Flasche Sherry, denn dann muss ich mich auch noch daran gewöhnen. Das wäre wirklich zuviel. Jetzt komm mit, ich will dich nicht die Treppe hochschleppen müssen.”
1 Comments:
Kein Problem mit Alkohol
“Sissi? Sissi, Kind, bist du das?”
Ich hole tief Luft für meine übliche Antwort, noch bevor ich die Haustür geschlossen habe. Doch dann überlege ich es mir anders. Ich kann sagen, was ich will, ich werde immer die Sissi meiner Mutter sein, und es ist ihr Lebensziel, meine Franz für mich zu finden. Dagegen kann ich ankämpfen, oder ich akzeptiere es einfach und mache, was ich will, wenn meine Mutter nicht hinsieht. Und das tut sie selten. In letzter Zeit sind sogar ihre berüchtigten Parties selten geworden. Ich habe eine Ahnung, woran das liegen könnte, doch ich verdränge jeden Gedanken an meinen Vater und seine außerehelichen Aktivitäten. Mein Wochenende war zu gut, als dass ich mir es auf dem letzten Meter noch vermiesen lassen würde.
Ich stelle meine Tasche auf die Treppe und mache mich auf die Suche nach meiner Mutter. Das Licht im Esszimmer ist aus, aber ich sehe dort trotzdem zuerst nach, denn es hat sich angehört, als käme die Stimme meine Mutter aus dem Zimmer. Und sie sitzt tatsächlich dort am Fenster und sieht die Einfahrt entlang. Ich hätte sie erst fast übersehen, nur der Geruch nach Sherry hat mich genauer hinsehen lassen, und dann konnte ich ihre Umrisse ausmachen. Meine Pläne, mir die Laune nicht verderben zu lassen, erfahren einen herben Rückschlag.
“Mama, was machst du hier im dunkeln Zimmer?”
“Sitzen, aus dem Fenster schauen, ein Glas Sherry trinken.”
Ein Glas Sherry? Die Stimme meiner Mutter ist schwer, sie redet langsam und trotzdem hört es sich an, als hingen die Worte zwischen den Kommas alle aneinander. Sie dreht sich zu mir herum und schwankt dabei gefährlich. Ich eile zu ihr, damit sie nicht auch noch vom Stuhl fällt. Ich nehme ihr die Sherryflasche ab, bevor sie ihr Glas wieder auffüllen kann.
“Willst du auch ein Glas?”, lallt sie.
“Nein, Mutter, ich nehme dir die Flasche ab. Du hattest mehr als genug.”
Ich versuche, streng und entschlossen zu klingen, aber meine Stimme zittert. Sie ist aber so betrunken, dass ihr das entgeht. Sie verzieht ihr Gesicht wie ein Kind, das gerade zum Zimmer aufräumen verdonnert worden ist.
“Gib sie mir zurück, du hast mir gar nichts zu befehlen. Ich bin deine Mutter.”
“Stimmt, und du bist betrunken. Ganz schön betrunken. Komm her, ich bring dich ins Bett, dann mache ich dir einen Lindenblütentee und bringe dir eine handvoll Aspirin, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst. Komm hoch, sei nicht so bockig.”
“Elisabeth, wie redest du mit deiner Mutter? Ich habe kein Problem mit Alkohol, ich weiß genau, was ich vertrage, und ich bin nicht betrunken.”
“Dass du ein Problem hättest, habe ich nie behauptet, und ich hoffe, ich finde dich nicht öfter hier im Dunkeln mit einer fast leeren Flasche Sherry, denn dann muss ich mich auch noch daran gewöhnen. Das wäre wirklich zuviel. Jetzt komm mit, ich will dich nicht die Treppe hochschleppen müssen.”
Post a Comment
<< Home