Monday, August 28, 2006

Himmlisch

Heavenly

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Blogger sonyca said...

Himmlisch
Liz konnte nicht viel von dem Telefonat hören, das Henry im Nebenzimmer führte, aber sie glaubte, dass er eine Mischung aus französisch und deutsch sprach. Sie erinnerte sich, dass er ihr einmal erzählt hatte, dass er nicht besonders gut französisch sprach, sehr zum Leidwesen seiner Mutter. Liz bedauerte das auch ein wenig, denn sie fürchtete, dass ihre Französischkenntnisse lange nicht mehr so gut waren wie zu der Zeit im Internat.

Henry lief in die Küche, um nach der Crème Brulèe zu sehen, auf die Liz wartete.

“No, Maman, pas maintenant. Je vais t’appeller quand on ne me demand dans la cuisine.”

Mit diesen Worten legte er auf.

“Das war aber unhöflich,” bemerkte Liz, “du hast dich ja nicht mal verabschieded.”

“Doch, hab ich, nur hat meine Mutter mir immer noch was auf’s Ohr gedrückt. Wenn ich nicht mehr mit ihr telefonieren will, muss ich zu diesen drastischen Mitteln greifen, sonst hört sie nie auf zu reden. Sorry, dass ich dich so lange allein gelassen habe. Aber ich bin genau richtig, um die Cremè Brulée perfekt zu servieren.”

“Ich kann es auch kaum noch abwarten, die riecht nämlich schon himmlisch.”

“Aber einen Moment musst du es trotzdem noch abwarten, wenn du dir nicht die Zunge verbrennen willst. Und jetzt bist du gewarnt, wenn du sie dir doch verbrennst, lach ich dich noch dazu aus.”

“Henry, manchmal merke ich ja doch deutlich, dass wir aus verschiedenen Welten kommen. Früher hat sich nie jemand getraut, so mit mir zu reden. Nicht, dass mit das was ausmachen würde, ich zucke nur manchmal zusammen, weil dein Ton mir gegenüber so fremd ist.”

Henry sah Liz komisch an, aber antwortete ihr nicht. Sie versuchte seinen Blick zu deuten, doch hatte keinen Erfolg. Sie hätte wohl die Bemerkung über ihre unterschiedliche Herkunft nicht machen sollen. Das klang überheblich, und sie sah sich Henry gegenüber nicht als überlegen an. Aber Liz entschied sich, nicht weiter auf das Thema einzugehen, da jeder Erklärungsversuch sie nur tiefer in die Ecke der überheblichen Tochter aus gutem Hause schieben würde.

“Wollte die denn etwas bestimmtes?”

“Wer?”, fragte Henry, während er ihr die Crème Brulée servierte.

“Na, deine Mutter. Mit der du eben telefoniert hast.”

12:02 AM  

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