Sportschau Liz hatte ihr Zeitgefühl verloren, aber das lag sicher daran, dass sie so früh aufgestanden war. Sie hatte nicht auf die Uhr gesehen, als Henry verschwunden war; und das unter anderem deswegen, weil sie nicht wissen wollte, wie früh es noch war. Savanna sagte immer, dass sie sich nie an ein normales Leben gewöhnen würde, wenn sie nicht endlich so früh aufstehen würde wie andere Leute auch. Da sie nicht spätestens morgens um 9 irgendwo im Büro sitzen musste, schlief Liz meistens bis 10 Uhr. Das war die Uhrzeit, zu der sie ohne Wecker wach wurde. Wenn sie dann aufstand, war sie ausgeschlafen, auch wenn sie immer noch einen Becher Kaffee brauchte, um richtig wach zu werden - jedenfalls bildete sie sich das ein.
Als sie mit ihrem vierten Milchkaffee an den Ständen vorbeischlenderte, fiel ihr Blick auf die Uhr, die in der Markthalle hing. Es war bereits 9.30 Uhr, sie war also schon fast vier Stunden hier und hatte immer noch nicht alles gesehen. Henry hatte nicht gesagt, wie lang er sich zwischen den toten Tieren herumtreiben würde, und sie hatten keinen Treffpunkt ausgemacht. Doch Henry vergaß, dass um ihn herum eine Welt war, die zum Teil Ansprüche und Erwartungen an ihn stellte, wenn er auf der Suche nach den perfekten Zutaten war. Andere Männer verfielen in diesen Zustand, wenn die Sportschau lief, dachte Liz. Es war ein Trost, dass Henry gleichzeitig durch die Küche wirbeln und dabei mit ihr reden konnte. Daran, dass er in eine andere Welt eintauchte, wenn er ein Gericht plante oder kreierte, musste sie sich wohl gewöhnen, wenn sie mit ihm zusammensein wollte. Sie konnte nicht erwarten, dass er seine Leidenschaft für sie aufgab; ganz abgesehen davon, dass sie das ja gar nicht verlangte. Das wäre auch dumm, dachte Liz, denn dann würde ich mich selbst um das Vergnügen bringen, seine Gerichte testzuessen.
Henry hatte nicht gesagt, was sie heute Mittag erwarten durfte, doch Liz freute sich schon auf’s Mittagessen, obwohl sie soviele Trüffel und Petit Fours probiert hatte. Nachdem er sie sogar davon überzeugt hatte, dass Rosenkohl richtig gut schmecken kann, wenn er richtig zubereitet wird, könnte er ihr nichts vorsetzen, was ihr nicht schmecken würde.
Sie dachte so lange über’s Mittagessen nach, dass sie wieder hungrig wurde. Es war Zeit, Henry wiederzufinden.
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Sportschau
Liz hatte ihr Zeitgefühl verloren, aber das lag sicher daran, dass sie so früh aufgestanden war. Sie hatte nicht auf die Uhr gesehen, als Henry verschwunden war; und das unter anderem deswegen, weil sie nicht wissen wollte, wie früh es noch war. Savanna sagte immer, dass sie sich nie an ein normales Leben gewöhnen würde, wenn sie nicht endlich so früh aufstehen würde wie andere Leute auch. Da sie nicht spätestens morgens um 9 irgendwo im Büro sitzen musste, schlief Liz meistens bis 10 Uhr. Das war die Uhrzeit, zu der sie ohne Wecker wach wurde. Wenn sie dann aufstand, war sie ausgeschlafen, auch wenn sie immer noch einen Becher Kaffee brauchte, um richtig wach zu werden - jedenfalls bildete sie sich das ein.
Als sie mit ihrem vierten Milchkaffee an den Ständen vorbeischlenderte, fiel ihr Blick auf die Uhr, die in der Markthalle hing. Es war bereits 9.30 Uhr, sie war also schon fast vier Stunden hier und hatte immer noch nicht alles gesehen. Henry hatte nicht gesagt, wie lang er sich zwischen den toten Tieren herumtreiben würde, und sie hatten keinen Treffpunkt ausgemacht. Doch Henry vergaß, dass um ihn herum eine Welt war, die zum Teil Ansprüche und Erwartungen an ihn stellte, wenn er auf der Suche nach den perfekten Zutaten war. Andere Männer verfielen in diesen Zustand, wenn die Sportschau lief, dachte Liz. Es war ein Trost, dass Henry gleichzeitig durch die Küche wirbeln und dabei mit ihr reden konnte. Daran, dass er in eine andere Welt eintauchte, wenn er ein Gericht plante oder kreierte, musste sie sich wohl gewöhnen, wenn sie mit ihm zusammensein wollte. Sie konnte nicht erwarten, dass er seine Leidenschaft für sie aufgab; ganz abgesehen davon, dass sie das ja gar nicht verlangte. Das wäre auch dumm, dachte Liz, denn dann würde ich mich selbst um das Vergnügen bringen, seine Gerichte testzuessen.
Henry hatte nicht gesagt, was sie heute Mittag erwarten durfte, doch Liz freute sich schon auf’s Mittagessen, obwohl sie soviele Trüffel und Petit Fours probiert hatte. Nachdem er sie sogar davon überzeugt hatte, dass Rosenkohl richtig gut schmecken kann, wenn er richtig zubereitet wird, könnte er ihr nichts vorsetzen, was ihr nicht schmecken würde.
Sie dachte so lange über’s Mittagessen nach, dass sie wieder hungrig wurde. Es war Zeit, Henry wiederzufinden.
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