Man muss auch loslassen können “Whow, wer war denn das? Die sieht ja aus wie Clarabella aus Mickey Maus.”
“Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ihr ganzes Leben lang mit Kühen zusammenwohnt. Hundehalter sehen ja irgendwann auch aus wie ihr Vieh. Das war Claudia. Ich habe als Kind auf dem Hof ihrer Eltern die Oster- und Herbstferien verbracht. Und bevor du das Gesicht verziehst, damals fand ich das toll. Bis ich angefangen habe, mich für Jungs und Klamotten zu interessieren, jedenfalls, und als ich das letzte Mal dort gewesen war, habe ich mich nach drei Tagen so gelangweilt, dass ich einen Fahrer geordert habe und verschwunden bin. Das hat Claudia mir offenbar noch nicht verziehen.”
“Wie, sie ist immer noch sauer? Man muss doch auch loslassen können, hat das den Hinterwäldlern noch keiner gesagt? Aber ich schätze, es dauert, bis sich die Neuigkeiten bis aufs Land verbreiten.”
“Sei nicht so bissig, Cheyenne. Ich hab mich ja nicht mal verabschiedet, ich habe mein Zeug in die Tasche geworfen und bin zum Wagen gerannt, als der auf dem Bauernhof einbog. Alles, was ich zurückgelassen habe, war ein Zettel, auf dem stand, dass ich es nicht mehr aushalte da, und dass ich zurück in die Zivilisation will. Das war nicht besonders nett, vor allem weil wir vorher richtig gute Freundinnen waren. Außerhalb meiner Aufenthalte haben wir uns Briefe geschrieben, fast jede Woche. Claudia war damals wahrscheinlich meine beste Freundin, weil sie keine Ahnung hatte, wie reich mein Vater ist und sich nur deswegen mit mir abgegeben hat, weil sie in unser Haus eingeladen werden wollte. Sie war nie bei uns gewesen, sie wusste gar nicht, mit wieviel Kohle sie es zu tun hatte. Damals habe ich das nicht begriffen, was das besondere an Claudia war, aber heute weiß ich es. Dumm nur, dass sie mir jetzt über den Weg läuft, wo ich mich an alles erinnern will, nur nicht an die Zeit, als mein Vater der tollste Mensch des Universums war für mich.”
“Hm, so wie die mit ihren Freunden tuschelt und auf dich zeigt, glaube ich nicht, dass ihr das Verhältnis, das ihr als Kinder hatte, wiederbeleben könntet. Die ist zu bitter, wenn du mich fragst.”
Liz folgte Cheyennes Blick hinüber zu Claudia, und tatsächlich zeigte Claudia gerade mit dem Finger auf sie und ihrer Körpersprache nach berichtete sie nicht davon, wie sie mit Liz zusammen Höhlen auf dem Heuboden gebaut und Lämmchen dort versteckt hatte. Aber wenn sie die Sache ehrlich betrachtete, hätte sie eine wohlwollende Darstellung auch nicht verdient gehabt. Sie hatte sich damals benommen wie ein verzogenes Gör, kein Wunder, dass Claudia ihr das nicht verziehen hatte. Vor allem, weil Liz nie um Verzeihung gebeten hatte.
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Man muss auch loslassen können
“Whow, wer war denn das? Die sieht ja aus wie Clarabella aus Mickey Maus.”
“Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ihr ganzes Leben lang mit Kühen zusammenwohnt. Hundehalter sehen ja irgendwann auch aus wie ihr Vieh. Das war Claudia. Ich habe als Kind auf dem Hof ihrer Eltern die Oster- und Herbstferien verbracht. Und bevor du das Gesicht verziehst, damals fand ich das toll. Bis ich angefangen habe, mich für Jungs und Klamotten zu interessieren, jedenfalls, und als ich das letzte Mal dort gewesen war, habe ich mich nach drei Tagen so gelangweilt, dass ich einen Fahrer geordert habe und verschwunden bin. Das hat Claudia mir offenbar noch nicht verziehen.”
“Wie, sie ist immer noch sauer? Man muss doch auch loslassen können, hat das den Hinterwäldlern noch keiner gesagt? Aber ich schätze, es dauert, bis sich die Neuigkeiten bis aufs Land verbreiten.”
“Sei nicht so bissig, Cheyenne. Ich hab mich ja nicht mal verabschiedet, ich habe mein Zeug in die Tasche geworfen und bin zum Wagen gerannt, als der auf dem Bauernhof einbog. Alles, was ich zurückgelassen habe, war ein Zettel, auf dem stand, dass ich es nicht mehr aushalte da, und dass ich zurück in die Zivilisation will. Das war nicht besonders nett, vor allem weil wir vorher richtig gute Freundinnen waren. Außerhalb meiner Aufenthalte haben wir uns Briefe geschrieben, fast jede Woche. Claudia war damals wahrscheinlich meine beste Freundin, weil sie keine Ahnung hatte, wie reich mein Vater ist und sich nur deswegen mit mir abgegeben hat, weil sie in unser Haus eingeladen werden wollte. Sie war nie bei uns gewesen, sie wusste gar nicht, mit wieviel Kohle sie es zu tun hatte. Damals habe ich das nicht begriffen, was das besondere an Claudia war, aber heute weiß ich es. Dumm nur, dass sie mir jetzt über den Weg läuft, wo ich mich an alles erinnern will, nur nicht an die Zeit, als mein Vater der tollste Mensch des Universums war für mich.”
“Hm, so wie die mit ihren Freunden tuschelt und auf dich zeigt, glaube ich nicht, dass ihr das Verhältnis, das ihr als Kinder hatte, wiederbeleben könntet. Die ist zu bitter, wenn du mich fragst.”
Liz folgte Cheyennes Blick hinüber zu Claudia, und tatsächlich zeigte Claudia gerade mit dem Finger auf sie und ihrer Körpersprache nach berichtete sie nicht davon, wie sie mit Liz zusammen Höhlen auf dem Heuboden gebaut und Lämmchen dort versteckt hatte. Aber wenn sie die Sache ehrlich betrachtete, hätte sie eine wohlwollende Darstellung auch nicht verdient gehabt. Sie hatte sich damals benommen wie ein verzogenes Gör, kein Wunder, dass Claudia ihr das nicht verziehen hatte. Vor allem, weil Liz nie um Verzeihung gebeten hatte.
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