Friday, September 15, 2006

Nicht jetzt

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Nicht jetzt
Liz’ Telefon klingelte, als sie gerade auf die äußere Spur zog. Es war ihr Vater.

Liz nahm das Gespräch an, ließ ihn aber nicht zu Wort kommen.

“Nicht jetzt, ich setze gerade zu einem riskanten Überholmanöver an.”

Sie hatte ihren Vater atmen hören können, und ihr war klar, dass sie verdammt viel Ärger bekommen würde, wenn sie nach Hause käme. Wenn ...

Würde sie nach Hause kommen? Ja, vielleicht um 3 Uhr in der Früh, um die notwendigsten Sachen zu packen, die Kiste mit dem teuren Schmuck, den sie nach und nach verkaufen könnte, wenn sie Geld brauchte und um den Porsch zurückzubringen. Den konnte sie nicht entwenden, dann wäre sie so gut wie tot. Aber sie wollte ihren Vater nicht mehr sehen. Die Affäre war ein harter Schlag, aber damit wäre sie irgendwann fertig geworden. Aber sie vor die Wahl zu stellen, sich einen Job zu suchen oder auf die Straße gesetzt zu werden, dass er ihr das antun würde, das war zuviel.

Liz dachte kurz an ihre Mutter. Wie würde sie damit fertig werden, wenn Liz weglief, all den teuren Schmuck und die Designerklamotten im Gepäck, die ihre Mutter mit dem Ziel gekauft hatte, ihre Tochter an den Mann zu bringen? Sie dachte an die leeren Sherryflaschen, die sie zusammen mit Olga unter dem Bett ihrer Mutter hervorgeholt hatte. Würde ihre Mutter wieder anfangen zu trinken? Konnte sie es verantworten, ihre Mutter unbeaufsichtigt zu lassen? Wenn Liz nicht mehr da wäre, hätte ihre Mutter keinen Grund mehr, Parties zu veanstalten, und das macht ihrer Mutter doch so viel Freude. Liz hatte in den letzten Wochen den Eindruck bekommen, dass ihre Mutter ohne die Parties vollends durchdrehen würde. So hatte sie wenigstens etwas, auf das sie sich konzentrieren konnte. Könnte sie ihrer Mutter vorschlagen, die Scheidung einzureichen und mit ihr zusammen in ein neues Haus zu ziehen?

Liz’ Telefon klingelte noch mal, und wieder war es ihr Vater. Sie ignorierte das Klingeln, und auch die folgenden zig Male, und raste so schnell die anderen Autos es zuließen die Autobahn entlang. Sie wusste nicht, wohin der Weg sie führte, aber eines war sicher: er führte fort von ihrem Vater. Und wenn es nach ihr ginge, wäre sie nicht die Einzige, die ihm den Rücken zukehren würde.

10:44 AM  

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