Japanmesser Ich werde vom Geräusch des Japansmessers auf dem Schleifstein aus den Gedanken gerissen. Hölle bin ich froh, dass Henry mich aus Prinzip nicht mit seinen Messern hantieren lässt. Ich hätte keine Fingerkuppen mehr an den Fingern meiner rechten Hand, und heute, so wenig wie ich bei der Sache bin, hätte ich mir wahrscheinlich den kompletten Unterarm abgehackt. Henry gibt seine Messer generell ungern aus der Hand, aber das ist auch kein Wunder, die Dinger müssen ein Vermögen gekostet haben. Er hat einen kompletten Satz Japanmesser aus Damaststahl, und mal abgesehen davon, dass man damit tatsächlich fallende Seidentücher in zwei Teile scheiden kann, wenn man sie auf die Klinge schweben lässt - wirklich, ich hab’s ausprobiert -, sehen die Dinger auch noch verdammt schick aus. Wären es meine, würde ich die Messer wahrscheinlich in einer Panzerglasvitrine aufbewahren, was für alle Beteiligten besser wäre: die Messer würden ihre Schärfe und ihre Schönheit behalten, und ich meine oberen Extremitäten.
Ich kann kaum hinsehen, wie Henry mit dem frisch geschliffenen Messer die erst Oliven in hauchfeine Scheiben und dann die getrockneten Tomaten in Würfelchen schneidet. Es geht auch so schnell, dass es nicht viel zu sehen gibt. Ich bin nur jedesmal wieder fasziniert, wie furchtlos er mit Messer hantiert, und dann auch noch mit welchen, die hinter Gittern gehalten werden müssten, wenn sie lebendig wären.
“Liz, ich glaube, die Pinienkerne können dann raus aus der Pfanne.”
Verdammt. Ich wollte dieses Mal wirklich selbst die Pfannen vom Feuer nehmen, bevor Henry eingreifen muss. Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall in der Küche. Sicher, die einfachen Sachen kriege ich hin, aber jeder Idiot kann Spaghetti mit Tomatensauce kochen. Sobald es etwas gehobener wird, bin ich verloren ohne Henrys Anweisungen. Naja, vielleicht wird es mit der Zeit besser. Immerhin habe ich die Pinienkerne dieses Mal ständig in der Pfanne hin- und hergeschubst, so dass sie von allen Seiten hellbraun geröstet sind. Ok, an einigen Stellen sind sie dunkelbraun, aber nicht schwarz. Die sind noch genießbar, denke ich. Ich fischen einen aus der Pfanne, verbrenne mir die Finger und überzeuge mich von der Genießbarkeit. Ja, die kann man essen, ziemlich gut sogar.
1 Comments:
Japanmesser
Ich werde vom Geräusch des Japansmessers auf dem Schleifstein aus den Gedanken gerissen. Hölle bin ich froh, dass Henry mich aus Prinzip nicht mit seinen Messern hantieren lässt. Ich hätte keine Fingerkuppen mehr an den Fingern meiner rechten Hand, und heute, so wenig wie ich bei der Sache bin, hätte ich mir wahrscheinlich den kompletten Unterarm abgehackt. Henry gibt seine Messer generell ungern aus der Hand, aber das ist auch kein Wunder, die Dinger müssen ein Vermögen gekostet haben. Er hat einen kompletten Satz Japanmesser aus Damaststahl, und mal abgesehen davon, dass man damit tatsächlich fallende Seidentücher in zwei Teile scheiden kann, wenn man sie auf die Klinge schweben lässt - wirklich, ich hab’s ausprobiert -, sehen die Dinger auch noch verdammt schick aus. Wären es meine, würde ich die Messer wahrscheinlich in einer Panzerglasvitrine aufbewahren, was für alle Beteiligten besser wäre: die Messer würden ihre Schärfe und ihre Schönheit behalten, und ich meine oberen Extremitäten.
Ich kann kaum hinsehen, wie Henry mit dem frisch geschliffenen Messer die erst Oliven in hauchfeine Scheiben und dann die getrockneten Tomaten in Würfelchen schneidet. Es geht auch so schnell, dass es nicht viel zu sehen gibt. Ich bin nur jedesmal wieder fasziniert, wie furchtlos er mit Messer hantiert, und dann auch noch mit welchen, die hinter Gittern gehalten werden müssten, wenn sie lebendig wären.
“Liz, ich glaube, die Pinienkerne können dann raus aus der Pfanne.”
Verdammt. Ich wollte dieses Mal wirklich selbst die Pfannen vom Feuer nehmen, bevor Henry eingreifen muss. Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall in der Küche. Sicher, die einfachen Sachen kriege ich hin, aber jeder Idiot kann Spaghetti mit Tomatensauce kochen. Sobald es etwas gehobener wird, bin ich verloren ohne Henrys Anweisungen. Naja, vielleicht wird es mit der Zeit besser. Immerhin habe ich die Pinienkerne dieses Mal ständig in der Pfanne hin- und hergeschubst, so dass sie von allen Seiten hellbraun geröstet sind. Ok, an einigen Stellen sind sie dunkelbraun, aber nicht schwarz. Die sind noch genießbar, denke ich. Ich fischen einen aus der Pfanne, verbrenne mir die Finger und überzeuge mich von der Genießbarkeit. Ja, die kann man essen, ziemlich gut sogar.
Post a Comment
<< Home