Monday, September 11, 2006

Über den Dächern der Stadt

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Über den Dächern der Stadt
Die Erfahrung in der Vergangenheit zeigt, dass ich immer hier her komme, wenn ich mir über etwas nicht im Klaren bin. Hier oben, über den Dächern der Stadt, erkenne ich auf einmal Dinge, die ich unten übersehe, wenn sie direkt vor meiner Nase sind. So wie man den Wald auch besser von weiten erkennt, denke ich.

Dieses Mal war Liz der Grund. Ich könnte nicht sagen, was es war, das falsch läuft, aber irgendwas stimmt nicht. Liz ist komisch, vielleicht distanziert. Ich glaube, das ist es. Sie überlegt, bevor sie meine Fragen beantwortet; sie sagt nicht das, was sie denkt, sondern das, was ich hören will. Dummerweise will ich aber nicht das hören, von dem sie denkt, dass ich es hören will. Ich will hören, was in ihr vorgeht, und das enthält sie mir vor. Sie glaubt, mich durchschaut zu haben, und ich bin entsetzt, für was für einen Idioten sie mich manchmal zu halten scheint. Sie kann nichts dafür, aber sie ist nunmal die Tochter ihrer Mutter, und deren Maßstäbe sind auch die von Liz. Ich bin mir jedenfalls nicht mehr sicher, dass Liz mehr an mir findet als nur die Tatsache, dass ich das Gegenteil von dem bin, was ihre Mutter für den idealen Schwiegersohn hält. Unter diesen Umständen haben wir keine Zukunft, ich will nicht für die Zwecke von Liz’ alberner Rebellion herhalten. Sie könnte ihrer Mutter einfach ins Gesicht sagen, dass sie die Fuzzis satt hat, die ihre Mutter für sie an Land zieht. Aber das tut sie nicht, und vielleicht spekuliert sie heimlich darauf, dass unter den ganzen Nieten doch irgendwann mal ein Prinz ist. Sollte der Fall eintreten, kann ich meine Kochmütze packen.

Ich werde es nochmal probieren, mit ihr zu reden. Versuchen, aus ihr herauszukriegen, was sie von mir will. Wenn sie mich wieder mit zurechtgelegten Antworten abwimmelt, bedeutet das wohl das Ende. Ich habe nicht vor, mich von Liz ausnutzen zu lassen, weder als persönlicher Kochlehrer noch als Schockmittel für ihre Mutter.

Aber ich hoffe, dass ich mich geirrt habe, und dass ich einfach immer noch nicht richtig klar sehe.

1:07 AM  

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