Konzentrisch Liz stand auf der Brücke und betrachtete das Wasser, das geräuschlos und gleichmäßig unter ihr entlangfloss. Alle paar Minuten warf sie einen der Kiesel ins Wasser und betrachtete die Wellen, die sich konzentrisch von der Kieseleinschlagstelle verbreiteten. Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort stand, und sie merkte nicht, dass es dämmerte. Sie bemerkte nicht einmal, dass ihr fröstelte.
Sie war ganz mit den Bildern beschäftigt, die Cheyennes Kollege geschossen hatte. Sie wünschte sich, sie hätte sie nicht angesehen, denn sie hatte schon nach Cheyennes Worten gewusst, wer auf den Bildern zu sehen sein würde. Liz wusste nicht, was schlimmer war: Die Tatsache, dass Savanna ihr das antun konnte oder ihre eigene Dummheit, die sie davon abgehalten hatte, die Zeichen richtig zu deuten. Irgendein übereifriger Schutzmechanismus in ihrem Unterbewusstsein hatte sie davon abgehalten, die Beweise richtig zu kombinieren. Im Nachhineine konnte Liz nicht glauben, dass sie sich selbst derart täuschen konnte, dass sie nie auch nur den Hauch eines Verdachts gehabt hatte, dabei war die Sache so offensichtlich, dass sie nur gerade eben so noch als Geheimnis betrachtet werden konnte.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Brücke anfing leicht zu schwingen. Sie drehte den Kopf nach links und sah Henry auf sie zu rennen.
“Verdammt, Liz, hast du eine Ahnung, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast? Und warum hast du nicht reagiert, als ich nach dir gerufen habe?”
“Hast du? Habe ich nicht gehört.”
Liz ließ sich gegen ihn fallen und er legte beschützend die Arme um sie. Er hielt sie einfach nur fest, und Liz war dankbar dafür. Sie wollte nicht darüber reden, und sie wollte auch nicht hören, dass es nicht so schlimm wäre. Nichts, was er sagen würde, könnte die unendliche Enttäuschung lindern, die sich in jeder Faser ihres Körpers breitgemacht hatte. Savanna war eine ihrer besten Freundinnen, und sie konnte nich fassen, dass sie Liz dermaßen verletzen konnte. Savannas Verrat traf Liz so tief, dass keine Entschuldigung der Welt jemals genug wäre, um Liz davon zu überzeugen, dass sie Savanna verzeihen könnte. Im Gegensatz zu Cheyenne hatte sie den Vorteil, dass sie nicht mit Savanna verwandt war. Sie könnte also deren Existenz leugnen und müsste nie mehr daran erinnert werden, dass sie trotzdem existierte.
Wieder verging die Zeit, ohne dass Liz es bemerkte. Sie sah auf, als Henry einen seiner Arme von ihr löste und beobachtete, wie er sein Telefon aus der Jackentasche angelte.
“Wen rufst du an?”, fragte sie misstrauisch.
“Cheyenne. Die sucht dich immer noch und ist bestimmt schon verrückt vor Sorge.”
Liz schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie Cheyenne niemals wieder ansehen könnte, ohne dabei an der Verrat ihrer Zwillingsschwester zu denken. Sie begann zu schluchzen, und wenn Henry sie nicht immer noch mit einem Arm festgehalten hätte, wäre sie auf den Boden gesunken.
“Ich hab sie gefunden. Treffen wir uns bei mir? ... Nein, ist sie nicht. ... Also, körperlich unversehrt, ja, aber ok? Absolut nicht. ... Ja, bis gleich.”
Henry verstaute sein Telefon, hob Liz vom Boden, als wäre sie federleicht und trug sie zu seinem Auto, dass er am Fuß der Brücke geparkt hatte.
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Konzentrisch
Liz stand auf der Brücke und betrachtete das Wasser, das geräuschlos und gleichmäßig unter ihr entlangfloss. Alle paar Minuten warf sie einen der Kiesel ins Wasser und betrachtete die Wellen, die sich konzentrisch von der Kieseleinschlagstelle verbreiteten. Sie wusste nicht, wie lange sie schon dort stand, und sie merkte nicht, dass es dämmerte. Sie bemerkte nicht einmal, dass ihr fröstelte.
Sie war ganz mit den Bildern beschäftigt, die Cheyennes Kollege geschossen hatte. Sie wünschte sich, sie hätte sie nicht angesehen, denn sie hatte schon nach Cheyennes Worten gewusst, wer auf den Bildern zu sehen sein würde. Liz wusste nicht, was schlimmer war: Die Tatsache, dass Savanna ihr das antun konnte oder ihre eigene Dummheit, die sie davon abgehalten hatte, die Zeichen richtig zu deuten. Irgendein übereifriger Schutzmechanismus in ihrem Unterbewusstsein hatte sie davon abgehalten, die Beweise richtig zu kombinieren. Im Nachhineine konnte Liz nicht glauben, dass sie sich selbst derart täuschen konnte, dass sie nie auch nur den Hauch eines Verdachts gehabt hatte, dabei war die Sache so offensichtlich, dass sie nur gerade eben so noch als Geheimnis betrachtet werden konnte.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Brücke anfing leicht zu schwingen. Sie drehte den Kopf nach links und sah Henry auf sie zu rennen.
“Verdammt, Liz, hast du eine Ahnung, was du uns für einen Schrecken eingejagt hast? Und warum hast du nicht reagiert, als ich nach dir gerufen habe?”
“Hast du? Habe ich nicht gehört.”
Liz ließ sich gegen ihn fallen und er legte beschützend die Arme um sie. Er hielt sie einfach nur fest, und Liz war dankbar dafür. Sie wollte nicht darüber reden, und sie wollte auch nicht hören, dass es nicht so schlimm wäre. Nichts, was er sagen würde, könnte die unendliche Enttäuschung lindern, die sich in jeder Faser ihres Körpers breitgemacht hatte. Savanna war eine ihrer besten Freundinnen, und sie konnte nich fassen, dass sie Liz dermaßen verletzen konnte. Savannas Verrat traf Liz so tief, dass keine Entschuldigung der Welt jemals genug wäre, um Liz davon zu überzeugen, dass sie Savanna verzeihen könnte. Im Gegensatz zu Cheyenne hatte sie den Vorteil, dass sie nicht mit Savanna verwandt war. Sie könnte also deren Existenz leugnen und müsste nie mehr daran erinnert werden, dass sie trotzdem existierte.
Wieder verging die Zeit, ohne dass Liz es bemerkte. Sie sah auf, als Henry einen seiner Arme von ihr löste und beobachtete, wie er sein Telefon aus der Jackentasche angelte.
“Wen rufst du an?”, fragte sie misstrauisch.
“Cheyenne. Die sucht dich immer noch und ist bestimmt schon verrückt vor Sorge.”
Liz schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie Cheyenne niemals wieder ansehen könnte, ohne dabei an der Verrat ihrer Zwillingsschwester zu denken. Sie begann zu schluchzen, und wenn Henry sie nicht immer noch mit einem Arm festgehalten hätte, wäre sie auf den Boden gesunken.
“Ich hab sie gefunden. Treffen wir uns bei mir? ... Nein, ist sie nicht. ... Also, körperlich unversehrt, ja, aber ok? Absolut nicht. ... Ja, bis gleich.”
Henry verstaute sein Telefon, hob Liz vom Boden, als wäre sie federleicht und trug sie zu seinem Auto, dass er am Fuß der Brücke geparkt hatte.
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