Mit dem Porsche auf der vierspurigen Autobahn “Süße, das tut mir so leid. Wir wissen alle, das Männer in der Midlife Crisis solche Dinge tun, aber es konkret vom eigenen Vater zu erfahren, das ist unschön. Aber sieh’s positiv: Er sucht seinen Kick nicht mit dem Porsche auf der vierspurigen Autobahn, da wird er sich nicht mit 240 um einen Baum wickeln.”
“Ich weiß nicht, ob mir das nicht lieber wäre, wenn ich die Wahl hätte. Dann müsste ich zwar meine Vater begraben, aber das wäre der Vater, zu dem ich aufsehe, den ich für seine Integrität und seinen Glauben an seine Werte respektiere. So muss ich einsehen, dass mein Vater auch nur ein gewöhnlicher Kerl ist, und ich finde mich in einer Situation wieder, in der ich Mitleid mit meiner Mutter habe. Mit meiner Mutter! Bisher dachte ich, nichts auf dieser Welt könnte in mir diese Emotion entfachen in Bezug auf diese Frau. Mein ganzes Leben ist durcheinander gewirbelt wegen meines Vaters, und das Durcheinander ist nicht durch Trauerarbeit in Ordnung zu bringen.”
Cheyenne dippte einen Paprikastreifen in eine der Saucen, die Henry zum Aperetif serviert hatte. Henrys hatte seine Wohnung für Liz’ Treffen mit Cheyenne angeboten im Austausch dafür, dass die Beiden sich als Probeesser für Henrys neues Menü hergaben. Das war ein Opfer, das Liz und Cheyenne gerne brachten. Da Henry die meiste Zeit in der Küche verbrachte, waren die beiden Freundinnen einen Großteil der Zeit ungestört, und außerdem wusste Henry sowieso Bescheid. Liz hatte befürchtet, dass sie in der Seebar belauscht werden könnte, und dieses Risiko einzugehen war sie nicht bereit gewesen.
“Das ist jetzt schon ein wenig übertrieben, oder? Du weißt ja gar nicht, was deine Mutter nebenher noch alles am Start hat.”
“Stimmt, weiß ich nicht, und das will ich auch gar nicht wissen. Ich will auch nicht wissen, wenn mein Vater seine jetztige Schlampe gegen eine noch jüngere eintauscht. Was das angeht, ist das eine einmalige Geschichte, und sobald ich einen Grund dafür sehe anzunehmen, dass die Sache zu Ende gegangen ist, werde ich das tun. Und dann werde ich die Fahrzeugwahl meines Vaters genau beobachten, wenn er mir zu oft mit dem Porsche fährt, werde ich wohl dafür sorgen müssen, dass der abgeriegelt wird. Obwohl das natürlich heißt, dass ich auch nicht mehr 240 fahren kann.”
“Sollte das passieren, hätte ich eine Sorge weniger. Aber das muss ich dir ja nicht erzählen.”
“Nee, ich kann die Predigt auswendig. Wenn du mich wegen meiner Porsche-Spritztouren zusammenstauchst, hörst du dich übrigens an wie deine Schwester.”
“Bäh - erinnere mich daran, wenn ich das nächste Mal zum Stauchen ansetzte.”
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Mit dem Porsche auf der vierspurigen Autobahn
“Süße, das tut mir so leid. Wir wissen alle, das Männer in der Midlife Crisis solche Dinge tun, aber es konkret vom eigenen Vater zu erfahren, das ist unschön. Aber sieh’s positiv: Er sucht seinen Kick nicht mit dem Porsche auf der vierspurigen Autobahn, da wird er sich nicht mit 240 um einen Baum wickeln.”
“Ich weiß nicht, ob mir das nicht lieber wäre, wenn ich die Wahl hätte. Dann müsste ich zwar meine Vater begraben, aber das wäre der Vater, zu dem ich aufsehe, den ich für seine Integrität und seinen Glauben an seine Werte respektiere. So muss ich einsehen, dass mein Vater auch nur ein gewöhnlicher Kerl ist, und ich finde mich in einer Situation wieder, in der ich Mitleid mit meiner Mutter habe. Mit meiner Mutter! Bisher dachte ich, nichts auf dieser Welt könnte in mir diese Emotion entfachen in Bezug auf diese Frau. Mein ganzes Leben ist durcheinander gewirbelt wegen meines Vaters, und das Durcheinander ist nicht durch Trauerarbeit in Ordnung zu bringen.”
Cheyenne dippte einen Paprikastreifen in eine der Saucen, die Henry zum Aperetif serviert hatte. Henrys hatte seine Wohnung für Liz’ Treffen mit Cheyenne angeboten im Austausch dafür, dass die Beiden sich als Probeesser für Henrys neues Menü hergaben. Das war ein Opfer, das Liz und Cheyenne gerne brachten. Da Henry die meiste Zeit in der Küche verbrachte, waren die beiden Freundinnen einen Großteil der Zeit ungestört, und außerdem wusste Henry sowieso Bescheid. Liz hatte befürchtet, dass sie in der Seebar belauscht werden könnte, und dieses Risiko einzugehen war sie nicht bereit gewesen.
“Das ist jetzt schon ein wenig übertrieben, oder? Du weißt ja gar nicht, was deine Mutter nebenher noch alles am Start hat.”
“Stimmt, weiß ich nicht, und das will ich auch gar nicht wissen. Ich will auch nicht wissen, wenn mein Vater seine jetztige Schlampe gegen eine noch jüngere eintauscht. Was das angeht, ist das eine einmalige Geschichte, und sobald ich einen Grund dafür sehe anzunehmen, dass die Sache zu Ende gegangen ist, werde ich das tun. Und dann werde ich die Fahrzeugwahl meines Vaters genau beobachten, wenn er mir zu oft mit dem Porsche fährt, werde ich wohl dafür sorgen müssen, dass der abgeriegelt wird. Obwohl das natürlich heißt, dass ich auch nicht mehr 240 fahren kann.”
“Sollte das passieren, hätte ich eine Sorge weniger. Aber das muss ich dir ja nicht erzählen.”
“Nee, ich kann die Predigt auswendig. Wenn du mich wegen meiner Porsche-Spritztouren zusammenstauchst, hörst du dich übrigens an wie deine Schwester.”
“Bäh - erinnere mich daran, wenn ich das nächste Mal zum Stauchen ansetzte.”
“Ladies, seid ihr bereit für die Vorspeise?”
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