Mehr Information, als ich mir gewünscht hätte! “Als Angestellter in einem Haushalt überhört man manchmal Dinge, die man lieber nicht hören würde. Ich konnte nicht anders, als ein Telefonat deines Vaters mitanzuhören, nach dem ich dachte: mehr Information, als ich mir gewünscht hätte! Unter normalen Umständen würde ich so tun, als hätte ich gar nichts gehört, aber die Umstände sind nicht normal und mein Gewissen gebietet mir, dir die Wahl zu lassen, ob du die Information hören willst oder nicht. Wenn du es nicht hören willst, werde ich nie wieder ein Wort darüber verlieren.”
Liz betrachtete Henry mit zusammengekniffenen Augen. Es war ziemlich rätselhaft, was Henry da sagte, und Rätseln konnte sie nie widerstehen. Sie musste ihnen auf den Grund gehen. Wenn Henry zufällig mitangehört hatte, wie ihr Vater einen Auftragskiller für einen seiner Konkurrenten beauftragt hatte, würde sie das wohl gleich wissen.
“Lass hören.”
“Bist du ganz sicher? Ich will nicht, dass ich als Überbringer der Nachricht gleich erschossen werde.”
“Ich bin nich bewaffnet. Lass schon hören.”
“Er hat mir einer Frau telefoniert, und zwar mit einer, mit der er kürzlich geschlafen hat. Deine Mutter kann es nicht gewesen sein, die war zu dem Zeitpunkt mit einigen Freundinnen im Garten.”
Liz schluckte. Der Auftragsmord wäre einfacher zu verdauen gewesen.
Tebbi rannte. Zwar nicht um sein Leben, aber immerhin um nicht zu spät zur Kuchenrunde zu kommen. Nich schon wieder wollte er den Tee verpassen - und natürlich auch nicht den Kuchen. Aber der war Nebensache. Der Tee war wichtiger. Tee mit Rum, um genau zu sein.
Wie alle Senioren genoss auch er diese Heimlichkeit, die sie sorgsam vor den Augen des Aufsichtspersonals verborgen hielten. Eigentlich war ja schon Kuchen untersagt, aber hier drückten die Pfleger ab und zu ein Auge zu. Besonders dann, wenn Gretchen backte.
Gretchen war eine alte Orkdame mit starkem Hang zum backen. Und ihre Kuchen waren ein Gedicht.
Spät genug traf Tebbi ein. Die Runde war schon vollständig - bis auf ihn eben. Tebbi - seinen vollen Namen hatten die meisten Insassen des Seniorenstifts bereits vergessen - war ein Zwerg. Einer von dieser kleinen, eher rundlichen Sorte.
Er musterte Tisha misstrauisch, als er an ihr vorrüber zu seinem Platz ging. Der große Krieg war zwar vorbei, doch unter den Zwergen hatte sich herumgesprochen, was damals geschehen war. Tisha grinste ihn an und konzentrierte sich dann wieder auf den Kuchen.
"Tach!" rief Tebbi durch den Raum, als er seinen Stuhl endlich erreicht hatte. Die Runde grüßte fröhlich zurück.
"Auch ein Stück Kuchen?". Gretchen hatte bereits ein weiteres Stück herausgeschnitten und auf einen Teller gelegt. Sie wusste, wie sehr Tebbi ihre Kuchen mochte. "Ist heute besonders lecker geworden."
Tebbi brauchte nicht lange, um das Stück zu verschlingen. Es war unheimlich lecker. Was da wohl drin war? Die Füllung schmeckte weich und doch knusprig. Nach Schokolade. Und Mandeln. Und Nüssen.
Eine gute Stunde und 7 Stücke Kuchen später - diesmal hatte Gretchen einen großen Kuchen gemacht - traute er sich dann doch. Er wartete, bis die meisten Senioren ihrer Lieblingsbeschäftigung nach der Kuchenrunde nachgingen - schlafen - und ging dann auf Gretchen zu. Die räumte immernoch ein bischen auf, nachdem der Kuchen vernichtet war.
"Sag mal.... Gretchen?"
"Ja?"
"Kannst du mir das Rezept für den Kuchen geben? Der war besonders lecker heute!"
"Ich bezweifle, das du backen kannst. Und ich bezweifle, dass du das Rezept möchtest" erwiderte Gretchen.
Tebbi protestierte :"Ich kann backen! Bestimmt! Nun sag mir schon, was in dem Kuchen drin war!"
Gretchen sagte es ihm.
Kurz darauf holte sie Tebbi einen Eimer und putzte das Erbrochene vom Boden weg. Das waren wohl doch mehr Informationen, als sich Tebbi gewünscht hatte.
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Mehr Information, als ich mir gewünscht hätte!
“Als Angestellter in einem Haushalt überhört man manchmal Dinge, die man lieber nicht hören würde. Ich konnte nicht anders, als ein Telefonat deines Vaters mitanzuhören, nach dem ich dachte: mehr Information, als ich mir gewünscht hätte! Unter normalen Umständen würde ich so tun, als hätte ich gar nichts gehört, aber die Umstände sind nicht normal und mein Gewissen gebietet mir, dir die Wahl zu lassen, ob du die Information hören willst oder nicht. Wenn du es nicht hören willst, werde ich nie wieder ein Wort darüber verlieren.”
Liz betrachtete Henry mit zusammengekniffenen Augen. Es war ziemlich rätselhaft, was Henry da sagte, und Rätseln konnte sie nie widerstehen. Sie musste ihnen auf den Grund gehen. Wenn Henry zufällig mitangehört hatte, wie ihr Vater einen Auftragskiller für einen seiner Konkurrenten beauftragt hatte, würde sie das wohl gleich wissen.
“Lass hören.”
“Bist du ganz sicher? Ich will nicht, dass ich als Überbringer der Nachricht gleich erschossen werde.”
“Ich bin nich bewaffnet. Lass schon hören.”
“Er hat mir einer Frau telefoniert, und zwar mit einer, mit der er kürzlich geschlafen hat. Deine Mutter kann es nicht gewesen sein, die war zu dem Zeitpunkt mit einigen Freundinnen im Garten.”
Liz schluckte. Der Auftragsmord wäre einfacher zu verdauen gewesen.
Tebbi rannte. Zwar nicht um sein Leben, aber immerhin um nicht zu spät zur Kuchenrunde zu kommen. Nich schon wieder wollte er den Tee verpassen - und natürlich auch nicht den Kuchen. Aber der war Nebensache. Der Tee war wichtiger. Tee mit Rum, um genau zu sein.
Wie alle Senioren genoss auch er diese Heimlichkeit, die sie sorgsam vor den Augen des Aufsichtspersonals verborgen hielten. Eigentlich war ja schon Kuchen untersagt, aber hier drückten die Pfleger ab und zu ein Auge zu. Besonders dann, wenn Gretchen backte.
Gretchen war eine alte Orkdame mit starkem Hang zum backen. Und ihre Kuchen waren ein Gedicht.
Spät genug traf Tebbi ein. Die Runde war schon vollständig - bis auf ihn eben. Tebbi - seinen vollen Namen hatten die meisten Insassen des Seniorenstifts bereits vergessen - war ein Zwerg. Einer von dieser kleinen, eher rundlichen Sorte.
Er musterte Tisha misstrauisch, als er an ihr vorrüber zu seinem Platz ging. Der große Krieg war zwar vorbei, doch unter den Zwergen hatte sich herumgesprochen, was damals geschehen war. Tisha grinste ihn an und konzentrierte sich dann wieder auf den Kuchen.
"Tach!" rief Tebbi durch den Raum, als er seinen Stuhl endlich erreicht hatte. Die Runde grüßte fröhlich zurück.
"Auch ein Stück Kuchen?". Gretchen hatte bereits ein weiteres Stück herausgeschnitten und auf einen Teller gelegt. Sie wusste, wie sehr Tebbi ihre Kuchen mochte. "Ist heute besonders lecker geworden."
Tebbi brauchte nicht lange, um das Stück zu verschlingen. Es war unheimlich lecker. Was da wohl drin war? Die Füllung schmeckte weich und doch knusprig. Nach Schokolade. Und Mandeln. Und Nüssen.
Eine gute Stunde und 7 Stücke Kuchen später - diesmal hatte Gretchen einen großen Kuchen gemacht - traute er sich dann doch. Er wartete, bis die meisten Senioren ihrer Lieblingsbeschäftigung nach der Kuchenrunde nachgingen - schlafen - und ging dann auf Gretchen zu. Die räumte immernoch ein bischen auf, nachdem der Kuchen vernichtet war.
"Sag mal.... Gretchen?"
"Ja?"
"Kannst du mir das Rezept für den Kuchen geben? Der war besonders lecker heute!"
"Ich bezweifle, das du backen kannst. Und ich bezweifle, dass du das Rezept möchtest" erwiderte Gretchen.
Tebbi protestierte :"Ich kann backen! Bestimmt! Nun sag mir schon, was in dem Kuchen drin war!"
Gretchen sagte es ihm.
Kurz darauf holte sie Tebbi einen Eimer und putzte das Erbrochene vom Boden weg. Das waren wohl doch mehr Informationen, als sich Tebbi gewünscht hatte.
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