Monday, July 31, 2006

Perfekt ist langweilig

2 Comments:

Blogger sonyca said...

Perfekt ist langweilig
“Komm schon, Savanna, für eine Stunde auf ein Glas Wein im Seebar, so um halb zehn? Das schaffst du doch, und vor Mitternacht im Bett bist du auch. Muss ich mich erniedrigen und anfangen zu betteln?”

“Ok, ok, auf ein Glas Wein. Bestellst du uns einen Tisch, ich werde nicht dazu kommen.”

“Es ist Dienstag, Chefin, da müssen wir nicht reservieren. Außerdem würde Rick eine Tisch für uns zimmern, wenn alle anderen besetzt wären. Bis später dann.”

Liz hatte kaum auf Gespräch beenden gedrückt, da klingelte ihr Telefon wieder.

“Cheyenne, im Land und fit?”

“Naja, fit ist eher Definitionssache, aber geht schon. Seebar später?”

“Ha, das wollte ich dich auch fragen. Ich habe sogar gerade deine Schwester auf ein Glas Wein um 21.30 festgenagelt.”

“Das heißt aber nicht, das wir bis dann warten müssen? Bis dahin bin ich sonst eingepennt. Ich würde vorschlagen um acht, in der Hoffnung, das die Tageskarte was hergibt. Ich hab nix zu essen im Haus und keine Lust zum einkaufen.”

Liz überlegte kurz, ob sie für ihre Freundin kochen sollte, aber sie hatte die ganze Woche gekocht und konnte sich deshalb ganz gut selbst mal wieder bekochen lassen.

“Acht Uhr ist perfekt. Bei dem Wetter hat Rick bestimmt einen seiner Killersalate auf der Karte, darüber brauchst du die keine Sorgen zu machen. Gibt’s was neues bei dir?”

“Ich glaube ja, aber das erzähl ich dir später, und am besten, solange die Chefin noch nicht dabei ist. Die erklärt mich nur wieder für unmündig oder so. Ich sag nur, perfekt bis auf den Ehering.”

Liz lachte. Henry war ja auch fast perfekt, aber eben nur fast.

“Cheyenne, perfekt ist nicht nur überbewertet, perfekt ist langweilig.”

11:29 AM  
Blogger Unknown said...

Perfekt ist langweilig

Wo war nur dieser verfluchte Schlüssel hin? Tisha suchte schon den halben Morgen. Nymh war immer so schlampig. Dabei war es nicht so, als ob man sich im Seniorenstift um nichts kümmern würde. Gut, manche Dinge blieben an ihr hängen - aber die Kleinigkeiten des Alltags erledigte sie gern. Zum Beispiel Nymhs Gebiss. Er vergaß es regelmäßig. Und dabei sah er dann so niedlich aus, wenn er es suchte. Aber Tisha wusste immer wo alles war. Naja, bis auf jetzt.

Sie musste lächeln, als sie an Nymh dachte, wie er doch recht hilflos ohne Gebiss umherirrte. Aber sie wollte sich jetzt nicht damit aufhalten. Der Schlüssel war wichtig. Ohne den Schlüssel gab es heute nur normalen Tee. Nicht den Spezial-Tee. Die Bewohner des Seniorenstifts waren wohl umsorgt und umhegt. Doch hatten sie manchmal andere Ansichten als ihre Pfleger. Da wäre zum Beispiel der obligatorische Rum, der dem Nachmittagstee das gewisse "Etwas" verlieh. Oder Gretchens selbstgebackene Plätzchen.

Viele dieser "Angenehmlichkeiten" lagerten in einem versteckten Raum im Keller. Tisha verwaltete dieses Lager. Und sie schloss es immer gewissenhaft ab, mit eben jenem Schlüssel den sie nun suchte. Nymh hatte gestern den Rum geholt, und auch den Schlüssel gehabt. Aber er hatte ihn nicht in das Schlüsselkästchen gelegt. Natürlich nicht. Und nun war er im wöchentlichen Fitnesstraining.

Bald würde es Mittagszeit sein. Und es würde Tee geben. Kräutertee, wie jeden Tag. Die Pfleger waren der Ansicht, dass dieser Tee gesund für sie ist. Tisha selbst - und alle anderen Bewohner des Seniorenstifts - bezweifelten das jedoch ernst. Grummelnd hob sie Nymhs Hose hoch - die er wie immer auf dem Stuhl neben dem Bett hatte liegen lassen. Darin war der Schlüssel aber nicht. Tisha warf die Hose in den Wäschekorb und machte sich daran, im Wohnzimmer weiter zu suchen.

Dort stand noch das Glas, dass sie ihm beim Frühstück gebracht hatte. Das Glas, in dem er sein Gebiss aufbewahrte. Wenn sie schon da war konnte sie es auch wegräumen. Ins Bad - denn da gehörte es hin. Wieder in Gedanken bei Nymh ohne Gebiss hob sie das Glas an. Darunter lag der Schlüssel. Wie schaffte Nymh das immer nur? Er war so unordentlich. Aber andererseits - sonst wäre es noch langweiliger im Seniorenstift. Eigentlich war Tisha froh, das Nymh war, wie er war. Weit entfernt von perfekt.

11:44 AM  

Post a Comment

<< Home