Thursday, August 03, 2006

Blindes Vertrauen

2 Comments:

Blogger sonyca said...

Blindes Vertrauen
Ein paar Tage nach dem Abend in der Seebar saßen Liz und Savanna wieder zusammen. Savanna hatte Liz in die Agentur zum Lunch eingeladen, und weil Henry immer noch die Vertretung in einem Restaurant 20 km entfernt machte, nahm Liz die Einladung gerne an. Sie aß nicht gern alleine.

Savanna ließ beim Thema Henry allerdings nicht locker und dieses Mal war Cheyenne nicht dabei, um die beiden davon abzuhalten, sich gegenseitig anzugiften.

“Ich habe bereits die ersten Gerüchte gehört, denen zufolge du in zweifelhafter Gesellschaft gesehen worden sein sollst. Die Identität deines Liebhaber ist also noch nicht aufgeflogen, aber wenn die richtigen Leute von dem Gerede Wind kriegen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden, wer der mystery man ist.”

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass man uns zusammen gesehen hat, jedenfalls kann uns keiner gesehen haben, der in unseren gesellschaftlichen Kreisen verkehrt. Ich bin vorsichtig, verdammt noch mal. Ich will ja nicht, dass Henry seinen Job bei uns verliert, ich habe immerhin noch eine Menge zu lernen was das Kochen angeht. Und wenn du dir mal die Zeit nehmen würdest, Henry kennenzulernen, würdest du feststellen, dass er es locker mit den meisten Kerlen aufnehmen kann, die meine Mutter mir andrehen will. Cheyenne war begeistert.”

“Dass meine Schwester einen zweifelhaften Geschmack hat, was Männer angeht, ist ja auch nichts neues. Du hast auch immer noch nichts über seine Eltern herausgefunden, richtig? Warum macht er so ein Geheimnis darum, sind sie ein Sozialfall? Dein blindes Vertrauen gegenüber Henry rächt sich schon - woher willst du denn wissen, dass er es nicht selbst ist, der die Gerüchte verbreitet? Wer soll es sonst sein, wenn ihr tatsächlich so vorsichtig seid, wie du sagst. Er hat die Sache geplant und verkauft seine Story jetzt an die Boulevard-Presse. Du machst dir deinen Ruf kaputt mit deiner Blauäugigkeit.”

“Savanna, ich bin keine Klientin, ich brauche deine PR-Beratung nicht.”

“Das ist nicht ganz richtig. Dein Vater hat mich mit der PR für seine Firma beauftragt, und meine Anweisungen lauten explizit, auch die engste Familie miteinzubeziehen. Wenn Geschichte über seine Tochter und seinen Koch in den einschlägigen Blättern die Runde machen, wird das deinen Vater nicht erfreuen, und deswegen geht mich die Sache etwas an.”

6:42 PM  
Blogger Unknown said...

"Ich will aber nicht!". Wenn Susi in diesem Ton sprach, dann war eigentlich klar, dass jegliche Widerrede mit einer schmerzvollen Strafe geahndet werden würde. Ben seufzte. Er hatte sich bereits so sehr auf diesen Tag und seine Überraschung gefreut. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass Susi sich freuen würde. Ganz offensichtlich aber war das nicht der Fall.

Er hatte für sie beide einen Drachenflug gebucht. Einen dieser Tandemsprünge, bei dem man zusammen mit einem Profi fliegen können würde. War nicht billig gewesen, sowas.

Susi schaute Ben mürrisch an und beobachtete sein nun grimmiges Gesicht. "Nun schau nicht so. Ich will einfach nicht in der Luft hängen an so einem Klappergestell mit einem wildfremden Menschen. Das kann man ja wohl verstehen, oder etwa nicht?"

Ben grummelte vor sich hin. Natürlich konnte er das verstehen. Aber wo war da die Abenteuerlust und das Spontane, dass er so sehr an Susi liebte? Sonst war sie doch auch nicht so.

"Sonst bist du doch auch nicht so zimperlich?" fragte er. Schon allein diese Formulierung hätte dafür sorgen können, dass er den Rest des Tages alleine verbringen muss. Aber er blieb hartnäckig. "Was ist denn mit dir los?"

"Ich will einfach nicht!" erwiderte Susi nochmals und blickte in Bens verständnisloses Gesicht. Sie seufzte. Eigentlich hatte er es ja nur lieb gemeint. Zumindest... ja, eine Erklärung hatte er verdient.

"Schau, Ben : Ich kann doch so einem fremden Menschen, den ich garnicht kenne nicht einfach so blind vertrauen, schon zweimal nicht bei so etwas Gefährlichem. Ausserdem ist mir heute nicht so nach fliegen." Sie zwinkerte - doch Ben sah immernoch mürrisch aus. Jedoch bevor er antworten konnte sprach Susi schnell weiter :"Wie wärs statt dessen mit einem Picknick? Und einem romantischen Tag in der Natur?"

Ben nickte. Wenigstens etwas. "Okay... dann sage ich den Flug wohl ab.". Ob der Aussicht eines doch schönen Tages wieder fröhlicher gestimmt drehte er sich um und ging zum Telefon.

Susi lächelte. Es gab nur wenige Menschen denen sie vertraute. Den Drachenfliegertypen nicht. Ben aber schon. Blind.

10:22 PM  

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