Als wir noch jung und unschuldig waren “Weißte noch, als wir noch jung und unschuldig waren, da war das alles ganz einfach mit den Kerlen. Da mussten wir uns nicht mit Problemen wie Ehefrauen und geheimgehaltenen Eltern herumschlagen. Nicht, dass Jungs in dem Alter schon verheiratet wären, oder dass sie Kinder inm Internat aufgenommen hätten, deren Eltern nicht reich waren ... aber trotzdem. Da war alles einfacher. Ist da noch Wein in der Flasche?”
Liz drehte ihr Glas um, um zu demonstrieren, dass es schnell nachgefüllt werden müsste. Cheyenne griff nach der Flasche, die links neben der Picknickdecke stand und drehte sie ebenfalls herum.
“Sieht so aus, als säßen wir hier auf dem Trockenen. Wir sind erst eine Stunde hier, haben wir echt schon einen Liter gekillt. Mann, Liz, du hast keinen guten Einfluss auf mich. Ich soll mich in meinen freien Tagen doch von den Strapazen der Fliegerei erholen. Ich weiß nicht, ob literweise Wein am frühen Nachmittag unter Erholung fällt.”
“Literweise ist ja jetzt übertrieben, kann ja nur ein halber gewesen sein. Obwohl du recht hast, wenn ich nicht schon etwas betrunken wäre, würde ich es bestimmt bedenklich finden, dass ich um diese Uhrzeit schon betrunken bin. Aber wir sind schon lange nicht mehr jung und unschuldig, und ein Vorteil davon ist, dass wir uns schon nachmittags im Park betrinken können, wenn wir das wollen. Stell dir mal vor, das hätten wir an mittwochs während des freien Nachmittags im Internat gemacht! Die hätten uns maximal einmal verwarnt, dann wären wir geflogen.”
“Wenn wir da zusammen eine Flasche Wein in einer Stunde gekillt hätten, wären wir mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet, oder? Wir haben ja nix vertragen damals. Mann, zum Glück sind wir nicht mehr diese Internatshühner von damals. Wenn ich noch so wäre, könnte ich mich ja selbst nicht ausstehen.”
“Nee, wir haben uns geändert. Deine Schwester aber nicht, die hat mir schon wieder befohlen, Henry fallenzulassen. Sie macht jetzt die PR für meinen Vater, und böse Gerüchte über mich würden der Firma schaden.”
Cheyenne rollte mit den Augen. Liz hätte Savanna nicht von Henry erzählen sollen, so wie Cheyenne ihrer Schwester ihren Piloten verschwieg. Noch einen von Savannas Vorträgen, und Liz würde ihr wahrscheinlich eine knallen. Außerdem musste sie dringend mit ihrem Vater reden, was hatte ihr Liebesleben mit seiner verdammten Firma zu tun?
Früher war bekanntlich alles besser. Da war Holz noch Holz, Frauen noch Frauen und der Himmel sowieso viel blauer. Solche und andere Meinungen waren unter den Senioren im Seniorenstift weit verbreitet. Aber ein Vorteil an Früher war definitiv, dass sie nicht in diesem Seniorenstift eingesperrt waren.
Es gab immer ein paar Weltverbesserer. Die Gründer des Seniorenstifts gehörten aber sicher nicht dazu. Sie hatten nur vor gehabt, die Welt zu schützen. Vor den Insassen. Das mag vielleicht komisch klingen - aber wenn man ein paar der Insassen besser kennt, dann ist es doch logisch und einleuchtend.
Tisha zum Beispiel. Sie war zwar alt, aber immernoch fit. Auf ihre Art. Früher hatte sie in der Armee gedient. Im Heer. Als Priesterin. Nun könnte man meinen, eine Krankenschwester oder Ärztin, ein typischer Feldscher ist etwas Gutes. Und das ist sicher richitg. Als Priesterin jedoch musste man nicht zwangsläufig dieser Kategorie angehören. Da gab es eben auch noch die andere Art.
Sicherlich war auch Tisha mit nicht gerade unerheblichen Fähigkeiten ausgestattet wenn jemand geheilt werden musste. Jedoch hatte sie schon immer lieber ausgeteilt. Eine Schattenpriesterin eben. Und wenn es etwas gibt, was man vermeiden sollte, dann war es, sich mit einer Schattenpriesterin anzulegen.
Tisha hatte sich im großen Krieg um die Insel Darukk den Roten Rubin verdient, eine der höchsten militärischen Auszeichnungen im Lande. Damals hatte sie ganz allein ein Trupp Zwerge daran gehindert, ins Landesinnere vorzudringen. Keiner der Zwerge hatte den Zwischenfall überlebt, aber allein der Fakt, dass sich Tisha keinen Kratzer zugezogen hatte wirkte erschreckend auf die restliche Welt.Einzelheiten hat man nie der Öffentlichkeit preisgegeben.
Aber direkt nach ihrem Dienstende hatte man sie ins Seniorenstift gesteckt. Nun war sie schon über 5 Jahre hier - und sie langweilte sich. Wie die anderen Senioren.
Ja, damals. Als Tisha noch jung und unsch... nein. Unschuldig war sie vermutlich noch nie gewesen.
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Als wir noch jung und unschuldig waren
“Weißte noch, als wir noch jung und unschuldig waren, da war das alles ganz einfach mit den Kerlen. Da mussten wir uns nicht mit Problemen wie Ehefrauen und geheimgehaltenen Eltern herumschlagen. Nicht, dass Jungs in dem Alter schon verheiratet wären, oder dass sie Kinder inm Internat aufgenommen hätten, deren Eltern nicht reich waren ... aber trotzdem. Da war alles einfacher. Ist da noch Wein in der Flasche?”
Liz drehte ihr Glas um, um zu demonstrieren, dass es schnell nachgefüllt werden müsste. Cheyenne griff nach der Flasche, die links neben der Picknickdecke stand und drehte sie ebenfalls herum.
“Sieht so aus, als säßen wir hier auf dem Trockenen. Wir sind erst eine Stunde hier, haben wir echt schon einen Liter gekillt. Mann, Liz, du hast keinen guten Einfluss auf mich. Ich soll mich in meinen freien Tagen doch von den Strapazen der Fliegerei erholen. Ich weiß nicht, ob literweise Wein am frühen Nachmittag unter Erholung fällt.”
“Literweise ist ja jetzt übertrieben, kann ja nur ein halber gewesen sein. Obwohl du recht hast, wenn ich nicht schon etwas betrunken wäre, würde ich es bestimmt bedenklich finden, dass ich um diese Uhrzeit schon betrunken bin. Aber wir sind schon lange nicht mehr jung und unschuldig, und ein Vorteil davon ist, dass wir uns schon nachmittags im Park betrinken können, wenn wir das wollen. Stell dir mal vor, das hätten wir an mittwochs während des freien Nachmittags im Internat gemacht! Die hätten uns maximal einmal verwarnt, dann wären wir geflogen.”
“Wenn wir da zusammen eine Flasche Wein in einer Stunde gekillt hätten, wären wir mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet, oder? Wir haben ja nix vertragen damals. Mann, zum Glück sind wir nicht mehr diese Internatshühner von damals. Wenn ich noch so wäre, könnte ich mich ja selbst nicht ausstehen.”
“Nee, wir haben uns geändert. Deine Schwester aber nicht, die hat mir schon wieder befohlen, Henry fallenzulassen. Sie macht jetzt die PR für meinen Vater, und böse Gerüchte über mich würden der Firma schaden.”
Cheyenne rollte mit den Augen. Liz hätte Savanna nicht von Henry erzählen sollen, so wie Cheyenne ihrer Schwester ihren Piloten verschwieg. Noch einen von Savannas Vorträgen, und Liz würde ihr wahrscheinlich eine knallen. Außerdem musste sie dringend mit ihrem Vater reden, was hatte ihr Liebesleben mit seiner verdammten Firma zu tun?
Früher war bekanntlich alles besser. Da war Holz noch Holz, Frauen noch Frauen und der Himmel sowieso viel blauer. Solche und andere Meinungen waren unter den Senioren im Seniorenstift weit verbreitet. Aber ein Vorteil an Früher war definitiv, dass sie nicht in diesem Seniorenstift eingesperrt waren.
Es gab immer ein paar Weltverbesserer. Die Gründer des Seniorenstifts gehörten aber sicher nicht dazu. Sie hatten nur vor gehabt, die Welt zu schützen. Vor den Insassen. Das mag vielleicht komisch klingen - aber wenn man ein paar der Insassen besser kennt, dann ist es doch logisch und einleuchtend.
Tisha zum Beispiel. Sie war zwar alt, aber immernoch fit. Auf ihre Art. Früher hatte sie in der Armee gedient. Im Heer. Als Priesterin. Nun könnte man meinen, eine Krankenschwester oder Ärztin, ein typischer Feldscher ist etwas Gutes. Und das ist sicher richitg. Als Priesterin jedoch musste man nicht zwangsläufig dieser Kategorie angehören. Da gab es eben auch noch die andere Art.
Sicherlich war auch Tisha mit nicht gerade unerheblichen Fähigkeiten ausgestattet wenn jemand geheilt werden musste. Jedoch hatte sie schon immer lieber ausgeteilt. Eine Schattenpriesterin eben. Und wenn es etwas gibt, was man vermeiden sollte, dann war es, sich mit einer Schattenpriesterin anzulegen.
Tisha hatte sich im großen Krieg um die Insel Darukk den Roten Rubin verdient, eine der höchsten militärischen Auszeichnungen im Lande. Damals hatte sie ganz allein ein Trupp Zwerge daran gehindert, ins Landesinnere vorzudringen. Keiner der Zwerge hatte den Zwischenfall überlebt, aber allein der Fakt, dass sich Tisha keinen Kratzer zugezogen hatte wirkte erschreckend auf die restliche Welt.Einzelheiten hat man nie der Öffentlichkeit preisgegeben.
Aber direkt nach ihrem Dienstende hatte man sie ins Seniorenstift gesteckt. Nun war sie schon über 5 Jahre hier - und sie langweilte sich. Wie die anderen Senioren.
Ja, damals. Als Tisha noch jung und unsch... nein. Unschuldig war sie vermutlich noch nie gewesen.
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