Schlange
Sorry für die Verspätung, die Server waren heute nacht offline, da konnte ich nicht posten.
posted by sonyca at 9:52 AM
Thursday, June 08, 2006
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Schlange
Wenn sie will, ist Merla eine Schlange. Eine überzeugenden, dazu. Sie hat es so eingefädelt, dass ihre Schwester “zufällig” überhört, wie sie ihrer Mutter erzählt, dass die Waldsiedlung dabei ist, umzuziehen. Sie hat nicht gesagt, wohin, denn, wie sie ihrer Mutter erzählt hat, es sei von größter Wichtigkeit, dass der Umzug im Geheimen stattfindet. Bei Nacht und so weiter, damit die Initiative keine Wind davon kriegt. In der Hoffnung, dass ihre Schwester die Neuigkeiten sofort an ihre reakionären Parteifreunde weiterträgt.
Die Idee kam nicht von Merla. Phil hat sich das ausgedacht. Wenn die Initiative Leute abstellt, um die Waldsiedlung zu überwachen, kann Phil gegen sie vorgehen. Es ist schließlich sein Grundstück, auf dem die Siedlung im Wald sich befindet. Es sei noch nicht ausgefeilt, hat Phil geschrieben, aber einen Versuch sei es wert.
Es ist jeden Versuch wert, denkt Merla. Sie sehnt sich nach der Freiheit, die sie draußen im Wald hatte. Das fängt bei der räumlichen an, es ist viel angenehmer, nicht den ganzen Tag zwischen gemauerten Wänden verbringen zu müssen. Aber das ist lange nicht alles: Sie hat zum ersten Mal das Gefühl, dass ihre Eltern sie kontrollieren. Ja, sie schläft morgens bis 9, wenn es regent manchmal auch noch länger, aber sie arbeitet auch bis tief in die Nacht. Es nervt sie, das ihre Mutter sie morgens weckt. Es nervt sie, dass ihr Vater fragt, was sie für Fortschritte macht und ob die bald etwas verkauft. Es nervt sie, dass sie nicht machen kann, was sie will. Es stimmt wohl, was alle sagen: Wenn du einmal draußen warst, kannst du nicht wieder zurückgehen.
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