Thursday, March 30, 2006

Zeichen der Ablehnung

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Eve ruft gegen 20.30 Uhr an. Da ist dann wohl was schiefgelaufen.

„Süße, was ist los?“

„Der Sack ist nicht gekommen. Ans Telefon geht er auch nicht. Ich deute das mal als Zeichen der Ablehnung. Gehst du mit mir einen trinken?“

„Sicher. Mit der besten Freundin zu versumpfen ist die einzig wahre Antwort darauf, dass der Depp dich versetzt hat. Ich mach mich gleich auf den Weg.“

„Ja, aber Locationwechsel ist angesagt. Ich sitze hier nicht länger dumm rum. Wir sehen uns gleich bei Matt’s.“

Matt’s ist unsere Stammkneipe. Da gehen wir aus Prinzip nicht mit einem Date hin, damit wir da weiterhin unbelastet versackten können. Matt ist außerdem ein alter Freund von Eve und mir, wir waren schon zusammen in der Schule, damals auf dem Dorf. Und irgendwie hat es uns alle in die gleiche Stadt gespült. Matt war der erste gewesen. Er hatte nur drei Monate nach dem Abi ein mittelgroßes Vermögen von seinem Großvater geerbt, mit dem er seine Kneipe aufgemacht hat. Ich habe nach der Zwischenprüfung den Studienort gewechselt, und Eve ist hier am Schauspielhaus engagiert worden, nachdem sie von Lee Strasberg wiederkam. Als wir uns nach der Abitursverleihung versprochen hatten, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren wollten, konnte wir selbst noch nicht ahnen, dass es uns gelingen würde.

Eve ist selbstbewusst genug, um sich von dem Deppen, der sie versetzt hat, nicht die Laune ruinieren zu lassen. Trotzdem bin ich froh, dass Matt nicht mal wieder einen seiner The Smiths-Abende veranstaltet. Ganz im Gegenteil, heute ist Punk dran. Er stellt mir eine Flasche Beck’s vor die Nase, bevor ich auf meinem Barhocker sitze, dann macht er sich selbst eins auf.

„Wir feiern 30 Jahre Sex Pistols, der erste Auftritt hat heute Jahrestag“ ruft er mir zu. Ich muss schon genau hinhören, weil Johnny Rotten gerade „we’re pretty vacant“ brüllt.

„Ehrlich, Mann, 30? Das blüht uns auch bald.“

„Ja, ich weiß,“ sagt Matt, „pretty ancient, ey?“

Eve kommt dazu und sieht wie immer aus, als würde sie schon mit den Pistols aufstehen. Sie dreht sich um die eigene Achse und tritt dazu um sich und reißt mich fast vom Hocker.

„So,“ sagt sie und grinst, „den Männerfrust hab ich mir von der Seele gepogt, jetzt brauch ich ein Bier.“

7:25 PM  

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