Sunday, May 14, 2006

Blaue Augen

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Blaue Augen
Merla blickt auf um herauszufinden, wer ihr in der Sonne steht und sieht direkt in Ritas blaue Augen. Sie sind groß und so blau wie der Himmel an einem klaren Sommerabend bei Sonnenuntergang, und Merla hat diese Augen schon mal gesehen. Aber nicht in Ritas, sondern in einem anderen Gesicht. Dieses Gesicht schwimmt irgendwo unten im Tümpel der schwachen Erinnerungen, und wenn Merla versucht, sich darauf zu konzentrieren, sinkt es weiter nach unten.

“Rita. Gibt’s was?”

“Wir müssen über Phil reden.”

Das überrascht Merla. Sie lässt sich nicht anmerken, wie toll sie Philip findet. Außerdem nimmt es Rita ja selbst nicht so genau mit der Treue, da sollte das gleiche doch wohl für Philip gelten.

“OK. Was ist mit Phil?”

“Phil macht seit Tagen nichts anderes, als Modelle für deine Malergondel zu bauen, Baupläne zu zeichnen und Holz zurechtzusägen.”

Rita sieht Merla mit ihren blauem Augen an, als wollte sie sie durchleuchten. Sie redet nicht weiter, aber aus ihrem Blick schließt Merla, dass sie auf eine Antwort wartet. Sie sieht sie an genau wie Philip.

Philip hat genau so blaue Augen wie Rita. Es ist Philips Gesicht, dass sie aus dem Tümpel fischt. Sind Philip und Rita Bruder und Schwester? Klar, denkt Merla, so muss es sein. Das erklärt, warum die beiden den Eindruck vermitteln, als würden sie sich seit einer Ewigkeit kennen. Und als sie Philip und Rita beobachtet hat als er sie in den Arm genommen hat, da hat Merla schon gedacht, dass das nicht nach einer Umarmung zwischen Liebenden aussieht. Weil es keine war, es war eine brüderliche. Merla denkt, dass es gerade umpassend ist, vor Erleichterung breit zu grinsen. Rita ist schließlich wegen der Gondel böse auf sie, obwohl Merla nicht verstanden hat, was das Problem ist.

1:24 PM  

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