Saturday, May 13, 2006

Flaschenzug

1 Comments:

Blogger sonyca said...

Flaschenzug
Merla hat ein Problem. Die Bauwagen sind nicht besonders hoch, aber sie sind zu hoch, als dass Merla sie vom Boden aus ganz bemalen könnte. Sie könnte gut ein Malergerüst gebrauchen, denkt sie. Aber das wäre wohl auch nicht das Ideale auf dem weichen, unebenen Waldboden.

Merla läuft über den Platz auf der Suche nach einer Idee. Philip sitzt auf den Stufen seines Wagens, und Merla geht zu ihm herüber.

“Phil, darf ich dir mal mein Problem erklären? Ich komm da grad nicht weiter.”

Philip antwortet mal wieder nicht, jedenfalls nicht mit Worten, er schenkt ihr nur diesen Blick, der für Merla heißt, “erzähl!”

“Ich weiß nicht, wie ich den oberen Teil der Wagen bemalen soll. Eine Leiter ist Blödsinn, und ein Gerüst haben wir nicht, und das wär auch nicht die Ideallösung. Ich brauche so eine Gondel, wie die Hochhausfensterputzer sie haben. So eine wär gut.”

“Na wie gut, dass du mit deinem Problem zu mir gekommen bist. Ich kann dir so eine zimmern. Holzplanken haben wir in Massen, und einen Flaschenzug hab ich hier letztens auch rumfliegen sehn.”

“Kriegste so’n Ding schnell gezimmert?”

“Ja klar, das Teil höhenverstellbar zu machen, ist gar kein Ding. Wennde mir n bisschen Zeit lässt, darüber nachzudenken, krieg ich es sicher auch hin, dass du dich mit der Gondel seitwärts bewegen kannst.”

“Ja, denk drüber nach. Das wär ja perfekt.”

Philip verschwindet kurz in seinem Wagen und kommt mit Skizzenbuch und Bleistift zurück. Er steicht seine Locken hinter seine Ohren. Eine besonders störrische Locke lässt sich aber nicht zurückhalten und fällt ihm immer wieder ins Gesicht. Manchmal steicht Philip diese Locke wieder nach hinten, manchmal spielt er auch mit ihr, wenn er gerade über seine Skizzen nachdenkt. Merla holt ihre Pastellkreiden und Block aus ihrer Army-Tasche und skizziert ein paar Portraitstudien von Phil. Die störrische Locke ist dabei ihr Fokus.

9:15 PM  

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