Die Textschubse: Ein ohrenbetäubender Knall

Friday, February 24, 2006

sonyca said...: Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, und Sekunden später standen ihre beiden Schwestern am Fenster und starrten auf den Unglücksort. Nur dass das Unglück für Julia gar keines war. Im Gegenteil, sie war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. Und mal ehrlich, die Geige war nie besonders gut gewesen. Die Kälte und die Feuchtigkeit, die sie auf der Fußgängerzone abbekommen hatte, hatten sie nicht besser gemacht. Es war nicht schade um das Instrument, und Julia würde nie im Leben den Blick ihres Vaters vergessen, als sie von der Bank auf die Geige gesprungen war.

Julia hatte nicht nur vor den Augen ihrer Eltern ihre alte Übungsgeige zerstört, sie hatte ihnen vorher auch gesagt, dass man sie von der Akademie geworfen hatte. Das war die eigentliche Bombe des Nachmittags gewesen. Dass ihre Eltern so wenig fassen konnten, was ihre älteste Tochter getan hatte, bestätigte Julias Auffassung, dass die Eltern ihre Töchter nicht so sahen, wie sie wirklich waren, sondern so, wie sie sie gern sehen wollten. Sie hatten einfach nicht wahrhaben wollen, dass Julia nicht die vorbildliche, vernünftige junge Frau war, als die sie die Eltern immer dargestellt hatten.

Deswegen hatte Julia sich für die "Wer nicht hören will, muss fühlen"-Methode entschieden. Der Knall, den sie mit dem Sprung in ihren Armeestiefel auf die Geige verursacht hatte, war bloß die hörbare Explosion gewesen an diesem Nachmittag.; 1:19 AM