In Film und Fernsehen sieht sie immer so einfach aus: Menschen treffen sich, Menschen verlieben sich ineinander, Menschen sind glücklich. Die große Liebe - und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Das ist das Problem. Wir werden von allen Seiten bombardiert mit Geschichten von der großen Liebe, der Romanze des Lebens, und wir haben nichts besseres zu tun, als die Leinwand mit dem wahren Leben zu verwechseln. Aber das wahre Leben ist nur ganz selten Hollywood. Die große Liebe funktioniert von alleine nur am Anfang. Wenn der rosa Schleier mal weg ist, artet sie in Arbeit aus. Was uns Hollywood nämlich nicht zeigt, ist, daß auch Traumpaare an ihrer Beziehung arbeiten müssen. Oder sie zu den Akten legen, wenn der Rausch vorbei ist, und ihr Glück auf's Neue versuchen.
Viele Beziehungen funktionieren manchmal Jahre lang, bis einer aufgibt, vielleicht sogar beide aufgeben, weil das Hollywoodfeeling verschwunden ist. Wir haben keine Lust oder Zeit, Arbeit zu investieren. Oder wissen wir einfach nicht, daß die große Liebe mehr ausmacht als das Schweben auf Wolke Sieben? Wissen wir nicht, daß es nicht umsonst heißt: in guten wie in schlechten Zeiten? Daß alle, auch die, die seit Jahrzehnten verheiratet und trotzdem noch glücklich sind, irgendwann an den Punkt kommen, an dem sie der Realität ins Auge blicken müssen und feststellen, dass die Schmetterlinge im Bauch ein Verfallsdatum haben?
Wenn wir wollten, könnten wir an diesem Punkt feststellen, daß die Schmetterlinge Platz gemacht haben für andere Dinge: Vertrautheit, Geborgenheit, Sicherheit zum Beispiel. All diese -heiten klingen grauenhaft langweilig und so, als wären sie was für alte Leute. Wir sind schließlich jung, wir können nochmal von vorne anfangen. Wir könnten doch noch die große Liebe finden, die ein Leben lang Herumschweben und rosa Wolken und Schmetterlinge im Bauch ist. So wie in Hollywood.
Was uns nicht auffällt: die einschlägigen Filme hören da auf, wo der Alltag langsam anfängt. Warum wohl hat Rose sich nach 80 Jahren noch an Jack erinnert? Weil die beiden nur ein paar Stunden hatten, in denen sie ihre Liebe genießen konnten. Jack hatte nie die Chance, seine Rose zu betrügen, Socken überall rumliegen zu lassen oder den Müll nicht runterzutragen. Nur deshalb war er für Rose ihr ganzes Leben lang die große Liebe. Niemand will sehen, daß zwei Menschen sich abrackern, um ihre Liebe am Leben zu erhalten. Warum eigentlich nicht?
Vielleicht ist es Zeit, daß wir uns ein paar Dinge klarmachen. Vielleicht müssen wir einsehen, daß wir mehr verlangen, als das Leben und die Liebe uns zu bieten haben. Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig, als die Idee der großen Liebe mit Staatsehren zu Grabe zu tragen, und uns an die Idee der arbeitsintensiven Beziehung zu gewöhnen.
Oder vielleicht ist es Zeit, daß der weiße Ritter in der glänzenden Rüstung auf seinem Schimmel dahergeritten kommt und mir zeigt, daß Hollywood doch Recht hat.
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In Film und Fernsehen sieht sie immer so einfach aus: Menschen treffen
sich, Menschen verlieben sich ineinander, Menschen sind glücklich. Die große
Liebe - und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Das ist das Problem. Wir werden von allen Seiten bombardiert mit Geschichten von der großen Liebe, der Romanze des Lebens, und wir haben nichts besseres zu tun, als die Leinwand mit dem wahren Leben zu verwechseln. Aber das wahre Leben ist nur ganz selten Hollywood. Die große Liebe funktioniert von alleine nur am Anfang. Wenn der rosa Schleier mal weg ist, artet sie in Arbeit aus. Was uns Hollywood nämlich nicht zeigt, ist, daß auch Traumpaare an ihrer Beziehung arbeiten müssen. Oder sie zu den Akten legen, wenn der Rausch vorbei ist, und ihr Glück auf's Neue versuchen.
Viele Beziehungen funktionieren manchmal Jahre lang, bis einer aufgibt, vielleicht sogar beide aufgeben, weil das Hollywoodfeeling verschwunden ist. Wir haben keine Lust oder Zeit, Arbeit zu investieren. Oder wissen wir einfach nicht, daß die große Liebe mehr ausmacht als das Schweben auf Wolke Sieben? Wissen wir nicht, daß es nicht umsonst heißt: in guten wie in schlechten Zeiten? Daß alle, auch die, die seit Jahrzehnten verheiratet und trotzdem noch glücklich sind, irgendwann an den Punkt kommen, an dem sie der Realität ins Auge blicken müssen und feststellen, dass die Schmetterlinge im Bauch ein Verfallsdatum haben?
Wenn wir wollten, könnten wir an diesem Punkt feststellen, daß die Schmetterlinge Platz gemacht haben für andere Dinge: Vertrautheit, Geborgenheit, Sicherheit zum Beispiel. All diese -heiten klingen grauenhaft langweilig und so, als wären sie was für alte Leute. Wir sind schließlich jung, wir können nochmal von vorne anfangen. Wir könnten doch noch die große Liebe finden, die ein Leben lang Herumschweben und rosa Wolken und Schmetterlinge im Bauch ist. So wie in Hollywood.
Was uns nicht auffällt: die einschlägigen Filme hören da auf, wo der Alltag langsam anfängt.
Warum wohl hat Rose sich nach 80 Jahren noch an Jack erinnert? Weil die beiden nur ein paar Stunden hatten, in denen sie ihre Liebe genießen konnten. Jack hatte nie die Chance, seine Rose zu betrügen, Socken überall rumliegen zu lassen oder den Müll nicht runterzutragen. Nur deshalb war er für Rose ihr ganzes Leben lang die große Liebe.
Niemand will sehen, daß zwei Menschen sich abrackern, um ihre Liebe am Leben zu erhalten. Warum eigentlich nicht?
Vielleicht ist es Zeit, daß wir uns ein paar Dinge klarmachen. Vielleicht müssen wir einsehen, daß wir mehr verlangen, als das Leben und die Liebe uns zu bieten haben. Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig, als die Idee der großen Liebe mit Staatsehren zu Grabe zu tragen, und uns an die Idee der arbeitsintensiven Beziehung zu gewöhnen.
Oder vielleicht ist es Zeit, daß der weiße Ritter in der glänzenden Rüstung auf seinem Schimmel dahergeritten kommt und mir zeigt, daß Hollywood doch Recht hat.
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